Barrierefreiheit Website

Barrierefreiheit für Websites
BFSG Gesetz seit 2025

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Was sind barrierefreie Websites?

Nach BFSG Gesetz muss eine Website seit 28.6.2025 barrierefrei gestaltet werden

Digitale Barrierefreiheit beschreibt die Gestaltung von Websites, Anwendungen und digitalen Inhalten so, dass sie von allen Menschen uneingeschränkt genutzt werden können. Dies betrifft insbesondere Menschen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Ziel der digitalen Barrierefreiheit für Websites ist es, jedem Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen Informationen, Services und Kommunikationsmitteln zu ermöglichen – unabhängig von seinen individuellen Voraussetzungen.

Barrierefreie Websites erkennen die Vielfalt ihrer Nutzer an. Ob jemand blind ist und einen Screenreader benutzt, ob eine Person motorisch eingeschränkt ist und keine Maus nutzen kann, oder ob jemand mit Lernschwierigkeiten einfach strukturierte Inhalte benötigt – eine barrierefreie Website bietet allen denselben funktionalen Zugang. Dazu gehören technische Umsetzungen wie semantisches HTML, ausreichende Farbkontraste, Untertitel für Videos, Alternativtexte für Bilder und die Möglichkeit, alle Funktionen auch per Tastatur zu steuern.

Barrierefreiheit ist aber nicht nur ein soziales oder ethisches Thema. Sie ist in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben. In der EU gilt z. B. die Richtlinie (EU) 2016/2102 für öffentliche Stellen, und ab 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) auch für viele private Anbieter in Kraft. Wer also barrierefreie digitale Angebote schafft, erhöht nicht nur die Reichweite und Nutzerzufriedenheit, sondern senkt auch rechtliche Risiken.

In Zeiten des demografischen Wandels wird digitale Barrierefreiheit für Webseiten zudem immer relevanter. Eine älter werdende Gesellschaft bringt mehr Nutzer mit altersbedingten Einschränkungen hervor, die von barrierefreien digitalen Inhalten profitieren. Unternehmen und Organisationen, die diesen Bedarf frühzeitig erkennen, sichern sich Marktvorteile.

Zusammengefasst: Digitale Barrierefreiheit bedeutet, digitale Inhalte für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen. Sie ist ein Zeichen von Qualität, Inklusion, rechtlicher Absicherung und wirtschaftlicher Weitsicht.

Digitale Barrierefreiheit ist weit mehr als ein Spezialthema für Menschen mit Behinderungen. Sie ist ein zentraler Aspekt moderner Nutzerfreundlichkeit, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit.

Rund 15 % der Weltbevölkerung lebt mit einer Form von Behinderung. Das entspricht mehr als einer Milliarde Menschen, die auf digitale Inhalte angewiesen sind, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Doch Barrierefreiheit betrifft auch Menschen mit temporären Einschränkungen (z. B. gebrochenem Arm, Augenverletzung) oder situativen Einschränkungen (z. B. Sonnenlicht auf dem Display, laute Umgebung ohne Kopfhörer). Auch ältere Menschen, die schlechter sehen, hören oder motorisch eingeschränkt sind, profitieren massiv von barrierefreiem Design.

Für Unternehmen bedeutet Barrierefreiheit für Websites eine deutlich erweiterte Zielgruppe. Sie erreichen mehr Nutzer, steigern die Conversion Rate und verbessern ihre SEO-Performance, da barrierefreie Inhalte strukturierter und maschinenlesbarer sind. Zudem stärkt Barrierefreiheit das Markenimage. Sie zeigt gesellschaftliche Verantwortung und vermeidet negative Schlagzeilen durch Barrieren oder Diskriminierung.

Nicht zuletzt ist digitale Barrierefreiheit oft gesetzlich vorgeschrieben. Öffentliche Einrichtungen sind in Deutschland z. B. durch die BITV verpflichtet, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Ab Juni 2025 werden durch das BFSG auch viele private Anbieter verpflichtet, barrierefreie Websites und Apps anzubieten. Wer sich nicht vorbereitet, riskiert Abmahnungen, Bußgelder oder Kundenverlust.

Barrierefreiheit ist auch ein Innovationsmotor. Sie zwingt Entwickler, Designer und Content-Verantwortliche dazu, klar, einfach und nutzerorientiert zu arbeiten. Das kommt allen zugute: Menschen mit und ohne Einschränkungen.

Kurz gesagt: Barrierefreiheit ist wichtig für über eine Milliarde Menschen weltweit. Sie bringt wirtschaftliche Vorteile, sichert rechtliche Konformität, verbessert das Nutzungserlebnis für alle und signalisiert gesellschaftliche Verantwortung.

Barrierefreiheit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis bewusster Gestaltung, Entwicklung und redaktioneller Pflege. Doch wie erkennt man, ob eine Website, App oder ein digitales Dokument barrierefrei ist?

Zunächst helfen technische Tools bei der ersten Einschätzung: Mit WAVE, axe oder dem Google Lighthouse Audit lassen sich typische Fehlerquellen wie fehlende Alternativtexte, zu geringe Farbkontraste oder nicht nutzbare Formulare aufdecken. Diese Tools analysieren den Quellcode und prüfen, ob gängige Standards wie WCAG 2.1 AA eingehalten werden.

Ein weiteres Indiz ist die Nutzbarkeit mit Tastatur: Wer eine Website komplett ohne Maus bedienen kann, hat meist ein gut strukturiertes Interface vor sich. Auch die Darstellung mit Screenreadern wie NVDA oder VoiceOver ist ein zentraler Test. Wenn Inhalte vorgelesen werden, aber z. B. wichtige Buttons nicht erkennbar sind oder Reihenfolgen durcheinander geraten, besteht Handlungsbedarf.

Aber technische Tests allein reichen nicht. Die entscheidende Frage lautet: Können reale Nutzer mit Einschränkungen die Inhalte verstehen und nutzen? Daher ist die Einbindung von Testpersonen mit Sehbehinderung, motorischer Einschränkung oder kognitiven Herausforderungen essenziell. Nur so lassen sich echte Barrieren erkennen, die maschinelle Prüfwerkzeuge nicht erfassen.

Checklisten wie die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) bieten klare Bewertungskriterien. Sie umfassen vier Prinzipien: Inhalte müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sein. Ein barrierefreies Dokument oder Interface ist klar strukturiert, sprachlich einfach, kontrastreich, gut skalierbar und bietet Alternativen für visuelle, auditive oder interaktive Inhalte.

Erkennbar sind barrierefreie Websites auch durch das Vorhandensein einer „Erklärung zur Barrierefreiheit“ auf der Website, die Auskunft über den Umsetzungsstand gibt und eine Feedback-Möglichkeit bietet.

Fazit: Barrierefreiheit für Websites erkennt man nicht nur am Code, sondern vor allem an der Erfahrung realer Nutzer. Technische Tools, Tastaturtests, Screenreader-Einsatz und klar definierte Standards helfen, Barrieren sichtbar zu machen und schrittweise abzubauen.

Schnelle, einfache barrierefreie Websites

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2) Wählen Sie Farbe und Position aus
3) Kopieren Sie das Code Snippet
4) Fügen Sie das Code Snippet im Header Ihrer Webseite ein.
Fertig!

Konfiguration des Plugin

Installation des Plugin

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Wichtiger Hinweis zur Implementierung
Damit unser System ordnungsgemäß funktioniert, muss das bereitgestellte Script im Header-Bereich Ihrer Webseite eingefügt werden. Bitte geben Sie diese Information an Ihren Webseiten-Entwickler weiter, damit er den Code korrekt einbindet.

Technischer Hinweis für den Developer:
Das Script sollte unmittelbar vor dem schließenden /head Tag eingefügt werden, um eine fehlerfreie Ausführung zu gewährleisten.

WordPress-Empfehlung:
Für WordPress empfehlen wir das leichtgewichtige und kostenlose Plugin Header and Footer Scripts
Achtung: Es ist möglich, dass andere Scripte unser Script blockieren. In diesem Fall können wir leider keinen Support leisten – bitte wenden Sie sich in diesem Fall an Ihren Webmaster.

Mustertext für Barrierefreiheitserklärung

Die (Ihr Firmenname) ist bemüht, ihre Website www.ai4performance.com im Einklang mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sowie der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) barrierefrei zugänglich zu machen.

Diese Website ist derzeit teilweise barrierefrei. Die Anforderungen der BITV 2.0 werden überwiegend erfüllt. Derzeit nicht erfüllt:

  • Keine automatische Alt-Texte für Bilder/Grafiken
  • Keine Unterstützung für Audio-/Video-Untertitel, Audiodeskription, Gebärdensprache
  • Keine automatische semantische Auszeichnung (z.B. ARIA, Landmarken)
  • Keine Prüfung/Anpassung der Lesereihenfolge
  • Keine Prüfung, ob Information nur durch Farbe vermittelt wird
  • Keine Garantie für Reflow/Zoom (400%)
  • Kein automatisches Handling von Zusatzinhalten bei Hover/Fokus
  • Keine Prüfung auf Tastaturfallen
  • Keine Mechanismen für Zeitlimits, Pausieren, Unterbrechen
  • Keine automatische Prüfung auf Flackern/Blitzen
  • Kein Skip-Link/Bypass-Mechanismus
  • Keine Prüfung/Setzung von <title>
  • Keine automatische Strukturierung mit Überschriften
  • Keine Unterstützung für alternative Eingabemethoden (Gesten, Zielgrößen, Motion Actuation)
  • Keine automatische Kennzeichnung von Sprachwechseln
  • Keine Mechanismen für ungewöhnliche Wörter, Abkürzungen, Lesestufen
  • Keine automatische Fehlererkennung/-beschreibung/-vorschläge bei Formularen
  • Keine Prüfung auf konsistente Navigation/Komponenten
  • Keine automatische Sicherstellung von Name, Rolle, Wert (ARIA)
  • Keine automatische Kennzeichnung von Statusmeldungen für Screenreader

Nicht barrierefreie Inhalte sind insbesondere:

  • PDF-Kataloge und Informationsmaterialien, die nicht vollständig barrierefrei aufbereitet sind.
  • Bilder und Grafiken, bei denen alternative Textbeschreibungen (ALT-Texte) teilweise fehlen.
  • Formulare (z. B. Reisebuchungsformulare), die nicht in allen Fällen vollständig mit Screenreadern nutzbar sind.
  • Videos, die derzeit nicht konsequent mit Untertiteln oder Audiodeskription versehen sind.

Wir arbeiten kontinuierlich daran, diese Barrieren zu beseitigen und die Zugänglichkeit unserer digitalen Angebote zu verbessern.

Erstellung dieser Erklärung

Diese Erklärung wurde am (Erstellungsdatum) erstellt.

Die Einschätzung beruht auf einer Selbstbewertung nach den Anforderungen der BITV 2.0.

Die Erklärung wurde zuletzt am (letztes Prüfdatum) überprüft.

Feedback und Kontakt

Wenn Ihnen Mängel in Bezug auf die barrierefreie Gestaltung unserer Website auffallen oder wenn Sie Informationen zu nicht barrierefreien Inhalten benötigen, können Sie sich jederzeit an uns wenden:

(Ihr Firmenname und Adresse)

E-Mail: (Ihre Emailadresse)

Wir bemühen uns, Ihre Anfrage schnellstmöglich zu beantworten.

Schlichtungsverfahren

Sollten Sie der Ansicht sein, dass Ihre Anfrage zur Barrierefreiheit nicht zufriedenstellend beantwortet wurde, können Sie sich an die zuständige Schlichtungsstelle wenden:

Schlichtungsstelle nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG)

beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Mauerstraße 53

10117 Berlin

Webseite: www.schlichtungsstelle-bgg.de

E-Mail: info@schlichtungsstelle-bgg.de

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Barrierefreiheit Stärkungsgesetz (BFSG)

Digitale Barrierefreiheit bezeichnet die Gestaltung von Websites, Anwendungen und digitalen Inhalten, dass sie für alle Menschen uneingeschränkt nutzbar sind und ist seit 28.6.2025 Pflicht!

Hier finden Sie den gesamten Gesetzestext:

  • 1 BFSG Zweck und Anwendungsbereich

Zweck dieses Gesetzes ist es, im Interesse der Verbraucher und Nutzer die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen nach Maßgabe der folgenden Vorschriften zu gewährleisten.

Dadurch wird für Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf Teilhabe am Leben in der Gesellschaft gestärkt und der Harmonisierung des Binnenmarktes Rechnung getragen.

Dieses Gesetz gilt für folgende Produkte, die nach dem 28. Juni 2025 in den Verkehr gebracht werden:

Hardwaresysteme für Universalrechner für Verbraucher einschließlich der für diese Hardwaresysteme bestimmte Betriebssysteme;

die folgenden Selbstbedienungsterminals:

Zahlungsterminals und zu diesen gehörige Hardware und Software;

die folgenden Selbstbedienungsterminals, die zur Erbringung der unter dieses Gesetz fallenden Dienstleistungen bestimmt sind:

Geldautomaten;

Fahrausweisautomaten;

Check-In-Automaten;

interaktive Selbstbedienungsterminals zur Bereitstellung von Informationen, mit Ausnahme von Terminals, die als integrierte Bestandteile von Fahrzeugen, Luftfahrzeugen, Schiffen oder Schienenfahrzeugen eingebaut sind;

Verbraucherendgeräte mit interaktivem Leistungsumfang, die für Telekommunikationsdienste verwendet werden;

Verbraucherendgeräte mit interaktivem Leistungsumfang, die für den Zugang zu audiovisuellen Mediendiensten verwendet werden, und

E-Book-Lesegeräte.

Dieses Gesetz gilt für folgende Dienstleistungen, die für Verbraucher nach dem 28. Juni 2025 erbracht werden:

Telekommunikationsdienste mit Ausnahme von Übertragungsdiensten zur Bereitstellung von Diensten der Maschine-Maschine-Kommunikation;

folgende Elemente von Personenbeförderungsdiensten im Luft-, Bus-, Schienen- und Schiffsverkehr mit Ausnahme von Stadt-, Vorort- und Regionalverkehrsdiensten, für die nur die Elemente unter Buchstabe e gelten:

Webseiten;

auf Mobilgeräten angebotene Dienstleistungen, einschließlich mobiler Anwendungen;

elektronische Tickets und elektronische Ticketdienste;

die Bereitstellung von Informationen in Bezug auf den Verkehrsdienst, einschließlich Reiseinformationen in Echtzeit, bei Informationsbildschirmen allerdings nur dann, wenn es sich um interaktive Bildschirme im Hoheitsgebiet der Europäischen Union handelt, und

interaktive Selbstbedienungsterminals im Hoheitsgebiet der Europäischen Union, mit Ausnahme der Terminals, die als integrierte Bestandteile von Fahrzeugen, Luftfahrzeugen, Schiffen und Schienenfahrzeugen eingebaut sind und für die Erbringung von solchen Personenbeförderungsdiensten verwendet werden;

Bankdienstleistungen für Verbraucher;

E-Books und hierfür bestimmte Software und

Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr.

Dieses Gesetz gilt nicht für den folgenden Inhalt von Webseiten und mobilen Anwendungen:

aufgezeichnete zeitbasierte Medien, die vor dem 28. Juni 2025 veröffentlicht wurden;

Dateiformate von Büro-Anwendungen, die vor dem 28. Juni 2025 veröffentlicht wurden;

Online-Karten und Kartendienste, sofern bei Karten für Navigationszwecke wesentliche Informationen barrierefrei zugänglich in digitaler Form bereitgestellt werden;

Inhalte von Dritten, die von dem betreffenden Wirtschaftsakteur weder finanziert noch entwickelt werden noch dessen Kontrolle unterliegen;

Inhalte von Webseiten und mobilen Anwendungen, die als Archive gelten, da ihre Inhalte nach dem 28. Juni 2025 weder aktualisiert noch überarbeitet werden.

Die §§ 45a bis 45d und 95a bis 96 des Urheberrechtsgesetzes und die Verordnung (EU) 2017/1563 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. September 2017 über den grenzüberschreitenden Austausch von Vervielfältigungsstücken bestimmter urheberrechtlich oder durch verwandte Schutzrechte geschützter Werke und sonstiger Schutzgegenstände in einem barrierefreien Format zwischen der Europäischen Union und Drittländern zugunsten blinder, sehbehinderter oder anderweitig lesebehinderter Personen (ABl. L 242 vom 20.9.2017, S. 1) bleiben von diesem Gesetz unberührt.

  • 2 BFSG Begriffsbestimmungen

Im Sinne dieses Gesetzes ist oder sind

„Menschen mit Behinderung“ Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können; als langfristig gilt ein Zeitraum, der mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate andauert;

„Produkt“ ein Stoff, eine Zubereitung oder eine Ware, der oder die durch einen Fertigungsprozess hergestellt worden ist, mit Ausnahme von Lebensmitteln, Futtermitteln, lebenden Pflanzen und Tieren, Erzeugnissen menschlichen Ursprungs und Erzeugnissen von Pflanzen und Tieren, die unmittelbar mit ihrer künftigen Reproduktion zusammenhängen;

„Dienstleistung“ eine Dienstleistung im Sinne des Artikels 4 Nummer 1 der Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt (ABl. L 376 vom 27.12.2006, S. 36);

„Dienstleistungserbringer“ jede natürliche oder juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft, die auf dem Unionsmarkt eine Dienstleistung für Verbraucher erbringt oder anbietet, eine solche Dienstleistung zu erbringen;

„audiovisuelle Mediendienste“ Dienste im Sinne des Artikels 1 Absatz 1 Buchstabe a der Richtlinie 2010/13/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. März 2010 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Bereitstellung audiovisueller Mediendienste (ABl. L 95 vom 15.4.2010, S. 1; L 263 vom 6.10.2010, S. 15), die durch die Richtlinie (EU) 2018/1808 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. November 2018 (ABl. L 303 vom 28.11.2018, S. 69) geändert worden ist;

„Verbraucherendgeräte mit interaktivem Leistungsumfang, die für den Zugang zu audiovisuellen Mediendiensten verwendet werden“ Geräte für Verbraucher mit interaktivem Leistungsumfang, deren Hauptzweck es ist, Zugang zu audiovisuellen Mediendiensten zu bieten;

„Telekommunikationsdienste“ ein Telekommunikationsdienst im Sinne des Artikels 2 Nummer 4 der Richtlinie (EU) 2018/1972 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 über den europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (ABl. L 321 vom 17.12.2018, S. 36; L 334 vom 27.12.2019, S. 164);

„Text in Echtzeit“ eine Form der textbasierten Kommunikation in Punkt-zu-Punkt-Verbindungen oder bei Mehrpunktverbindungen, wobei der eingegebene Text so versendet wird, dass die Kommunikation vom Nutzer Zeichen für Zeichen als kontinuierlich wahrgenommen wird;

„Bereitstellung auf dem Markt“ jede entgeltliche oder unentgeltliche Abgabe eines Produkts zum Vertrieb, zum Gebrauch oder zum Verbrauch auf dem Unionsmarkt im Rahmen einer Geschäftstätigkeit;

„Inverkehrbringen“ die erstmalige Bereitstellung eines Produkts auf dem Unionsmarkt;

„Hersteller“ jede natürliche oder juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft, die ein Produkt herstellt oder entwickeln oder herstellen lässt und dieses Produkt unter ihrem eigenen Namen oder ihrer eigenen Marke vermarktet;

„Bevollmächtigter“ jede in der Europäischen Union ansässige natürliche oder juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft, die von einem Hersteller schriftlich beauftragt wurde, in seinem Namen bestimmte Aufgaben wahrzunehmen;

„Einführer“ jede in der Europäischen Union ansässige natürliche oder juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft, die ein Produkt aus einem Drittstaat auf dem Unionsmarkt in den Verkehr bringt;

„Händler“ jede natürliche oder juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft in der Lieferkette, die ein Produkt auf dem Markt bereitstellt, mit Ausnahme des Herstellers oder des Einführers;

„Wirtschaftsakteur“ ein Hersteller, Bevollmächtigter, Einführer, Händler oder Dienstleistungserbringer;

„Verbraucher“ jede natürliche Person, die ein unter dieses Gesetz fallendes Produkt oder eine unter dieses Gesetz fallende Dienstleistung zu Zwecken kauft oder empfängt, die überwiegend weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden können;

„Kleinstunternehmen“ ein Unternehmen, das weniger als zehn Personen beschäftigt und das entweder einen Jahresumsatz von höchstens 2 Millionen Euro erzielt oder dessen Jahresbilanzsumme sich auf höchstens 2 Millionen Euro beläuft;

„kleine und mittlere Unternehmen“ Unternehmen, die weniger als 250 Personen beschäftigen und die entweder einen Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro erzielen oder deren Jahresbilanzsumme sich auf höchstens 43 Millionen Euro beläuft, mit Ausnahme von Kleinstunternehmen;

„harmonisierte Norm“ eine harmonisierte Norm im Sinne des Artikels 2 Nummer 1 Buchstabe c der Verordnung (EU) Nr. 1025/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur europäischen Normung, zur Änderung der Richtlinien 89/686/EWG und 93/15/EWG des Rates sowie der Richtlinien 94/9/EG, 94/25/EG, 95/16/EG, 97/23/EG, 98/34/EG, 2004/22/EG, 2007/23/EG, 2009/23/EG und 2009/105/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung des Beschlusses 87/95/EWG des Rates und des Beschlusses Nr. 1673/2006/EG des Europäischen Parlaments und des Rates (ABl. L 316 vom 14.11.2012, S. 12);

„technische Spezifikation“ eine technische Spezifikation im Sinne des Artikels 2 Nummer 4 der Verordnung (EU) Nr. 1025/2012, die ein Mittel zur Erfüllung der für ein Produkt oder eine Dienstleistung geltenden Barrierefreiheitsanforderungen darstellt;

„CE-Kennzeichnung“ die Kennzeichnung, durch die der Hersteller erklärt, dass das Produkt den geltenden Anforderungen genügt, die in den Harmonisierungsrechtsvorschriften der Europäischen Union, die ihre Anbringung vorschreiben, festgelegt sind;

„Marktüberwachungsbehörde“ jede Behörde, die nach Landesrecht für die Durchführung der Marktüberwachung zuständig ist;

„Rücknahme“ jede Maßnahme, mit der verhindert werden soll, dass ein Produkt, das sich in der Lieferkette befindet, auf dem Markt bereitgestellt wird, oder bewirkt werden soll, dass ein auf dem Markt bereitgestelltes Produkt dem Markt wieder entzogen wird;

„Bankdienstleistungen für Verbraucher“ die Bereitstellung der folgenden Bank- und Finanzdienstleistungen für Verbraucher:

Kreditverträge im Sinne der Richtlinie 2008/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2008 über Verbraucherkreditverträge und zur Aufhebung der Richtlinie 87/102/EWG des Rates (ABl. L 133 vom 22.5.2008, S. 66), mit der Maßgabe, dass die Höchstgrenze gemäß Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe c der Richtlinie 2008/48/EG keine Anwendung findet, oder Kreditverträge im Sinne der Richtlinie 2014/17/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Februar 2014 über Wohnimmobilienkreditverträge für Verbraucher und zur Änderung der Richtlinien 2008/48/EG und 2013/36/EU und der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 (ABl. L 60 vom 28.2.2014, S. 34);

Dienste gemäß Anhang I Abschnitt A Nummer 1, 2, 4 und 5 und Abschnitt B Nummer 1, 2, 4 und 5 der Richtlinie 2014/65/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 über Märkte für Finanzinstrumente sowie zur Änderung der Richtlinien 2002/92/EG und 2011/61/EU (ABl. L 173 vom 12.6.2014, S. 349; L 74 vom 18.3.2015, S. 38; L 188 vom 13.7.2016, S. 28; L 273 vom 8.10.2016, S. 35; L 64 vom 10.3.2017, S. 116; L 278 vom 27.10.2017, S. 56), die zuletzt durch die Verordnung (EU) 2019/2115 (ABl. L 30 vom 11.12.2019, S. 1) geändert worden ist;

Zahlungsdienste gemäß § 1 Absatz 1 Satz 2 des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes vom 17. Juli 2017 (BGBl. I S. 2446), das zuletzt durch Artikel 9 Absatz 8 des Gesetzes vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2773) geändert worden ist;

mit einem Zahlungskonto verbundene Dienste gemäß § 2 Absatz 2 des Zahlungskontengesetzes vom 11. April 2016 (BGBl. I S. 720), das zuletzt durch Artikel 9 Absatz 7 des Gesetzes vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I S. 2773) geändert worden ist und

E-Geld gemäß § 1 Absatz 2 Satz 3 des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes;

„Zahlungsterminal“ ein Gerät, dessen Hauptzweck es ist, Zahlungen mithilfe von Zahlungsinstrumenten im Sinne des § 1 Absatz 20 des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes an einer physischen Verkaufsstelle vorzunehmen, nicht jedoch in einer virtuellen Umgebung;

„Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr“ Dienstleistungen der Telemedien, die über Webseiten und über Anwendungen auf Mobilgeräten angeboten werden und elektronisch und auf individuelle Anfrage eines Verbrauchers im Hinblick auf den Abschluss eines Verbrauchervertrags erbracht werden;

„Personenbeförderungsdienste im Luftverkehr“ gewerbliche Passagierflugdienste gemäß Artikel 2 Buchstabe l der Verordnung (EG) Nr. 1107/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juli 2006 über die Rechte von behinderten Flugreisenden und Flugreisenden mit eingeschränkter Mobilität (ABl. L 204 vom 26.7.2006, S. 1; ABl. R 026 vom 26.01.2013, S. 34), wenn von einem Flughafen, der im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats liegt, abgeflogen, auf einem solchen angekommen oder ein solcher im Transit benutzt wird; einschließlich Flügen ab einem in einem Drittland gelegenen Flughafen zu einem im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats gelegenen Flughafen, wenn diese Dienste von einem Luftfahrtunternehmen aus der Europäischen Union betrieben werden;

„Personenbeförderungsdienste im Busverkehr“ Dienstleistungen, die Gegenstand von Artikel 2 Absatz 1 und 2 der Verordnung (EU) Nr. 181/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Februar 2011 über die Fahrgastrechte im Kraftomnibusverkehr und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004 (ABl. L 55 vom 28.2.2011, S. 1) sind;

„Personenbeförderungsdienste im Schienenverkehr“ alle Eisenbahnfahrten und -dienstleistungen im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 1371/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr (ABl. L 315 vom 3.12.2007, S. 14) mit Ausnahme der in Artikel 2 Absatz 2 der genannten Verordnung genannten Dienstleistungen;

„Personenbeförderungsdienste im Schiffsverkehr“ alle Dienstleistungen für Fahrgäste im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EU) Nr. 1177/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 über die Fahrgastrechte im See- und Binnenschiffsverkehr und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004 (ABl. L 334 vom 17.12.2010, S. 1) mit Ausnahme der in Artikel 2 Absatz 2 der genannten Verordnung genannten Dienstleistungen;

„Stadt- und Vorortverkehrsdienste“ Verkehrsdienste mit den Verkehrsmitteln Eisenbahn, Bus, U-Bahn, Straßenbahn und Oberleitungsomnibus, deren Hauptzweck es ist, die Verkehrsbedürfnisse eines Stadtgebietes oder eines, auch grenzüberschreitenden, Ballungsraumes sowie die Verkehrsbedürfnisse zwischen einem Stadtgebiet oder Ballungsraum und dem Umland abzudecken;

„Regionalverkehrsdienste“ Verkehrsdienste mit den Verkehrsmitteln Eisenbahn, Bus, U-Bahn, Straßenbahn und Oberleitungsomnibus, deren Hauptzweck es ist, die Verkehrsbedürfnisse einer, auch grenzüberschreitenden, Region abzudecken;

„assistive Technologien“ jedes Element, Gerät oder Produktsystem, einschließlich Software,

das genutzt wird, um die funktionellen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen zu erhöhen, aufrechtzuerhalten, zu ersetzen oder zu verbessern, oder

das der Linderung und dem Ausgleich von Behinderungen, Beeinträchtigungen der Aktivität oder Beeinträchtigungen der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen dient;

„Betriebssystem“ die Software, die unter anderem die Schnittstelle zur peripheren Hardware steuert, Aufgaben plant, Speicherplatz zuweist und dem Verbraucher eine Standardschnittstelle anzeigt, wenn kein Anwenderprogramm läuft, einschließlich einer grafischen Nutzerschnittstelle, unabhängig davon, ob diese Software integraler Bestandteil der Hardware für Universalrechner für Verbraucher ist oder als externe Software zur Ausführung auf der Hardware für Universalrechner für Verbraucher bestimmt ist; ausgeschlossen sind Lader eines Betriebssystems, ein BIOS oder eine andere Firmware, die beim Hochfahren oder beim Installieren des Betriebssystems erforderlich ist;

„Hardwaresystem für Universalrechner für Verbraucher“ die Kombination von Hardware,

die einen vollständigen Computer bildet und durch ihren Mehrzweckcharakter und ihre Fähigkeit gekennzeichnet ist, mit der geeigneten Software die vom Verbraucher geforderten üblichen Computeraufgaben durchzuführen, und

dazu bestimmt ist, von Verbrauchern bedient zu werden; einschließlich Personal Computer, insbesondere Desktops, Notebooks, Smartphones und Tablets;

„interaktiver Leistungsumfang“ die Funktionalität zur Unterstützung der Interaktion zwischen Mensch und Gerät, um die Verarbeitung und Übertragung von Daten, Sprache oder Video oder einer beliebigen Kombination daraus zu ermöglichen;

„E-Book und hierfür bestimmte Software“

einen Dienst, der in der Bereitstellung digitaler Dateien besteht, die eine elektronische Fassung eines Buches übermitteln und Zugriff, Blättern, Lektüre und Nutzung ermöglichen, und

die Software, die speziell auf Zugriff, Navigieren, Lektüre und Nutzung der betreffenden digitalen Dateien ausgelegt ist, einschließlich Dienstleistungen und mobiler Anwendungen, die auf Mobilgeräten angeboten werden und ausgenommen Software für E-Book-Lesegeräte nach Nummer 38;

„E-Book-Lesegerät“ ein spezielles Gerät, einschließlich Hardware und Software, das für Zugriff, Navigieren, Lektüre und Nutzung von E-Book-Dateien verwendet wird;

„elektronische Tickets“ Systeme, in denen eine Fahrberechtigung in Form eines Fahrscheins für eine einfache Fahrt oder mehrere Fahrten, eines Abonnements oder eines Fahrguthabens nicht auf Papier gedruckt wird, sondern elektronisch auf einem physischen Fahrausweis oder einem anderen Gerät gespeichert wird;

„elektronische Ticketdienste“ Systeme, in denen Fahrberechtigungen mithilfe eines Geräts mit interaktivem Leistungsumfang unter anderem online erworben und dem Käufer elektronisch übermittelt werden, damit sie in Papierform ausgedruckt oder mithilfe eines Geräts mit interaktivem Leistungsumfang während der Fahrt angezeigt werden können;

„Ingebrauchnahme“ die erstmalige Eröffnung der Nutzungsmöglichkeit eines Selbstbedienungsterminals.

  • 3 BFSG Barrierefreiheit, Verordnungsermächtigung

Produkte, die ein Wirtschaftsakteur auf dem Markt bereitstellt und Dienstleistungen, die er anbietet oder erbringt, müssen barrierefrei sein. 2Produkte und Dienstleistungen sind barrierefrei, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. 3Die konkreten Anforderungen an die Barrierefreiheit für Produkte und Dienstleistungen nach diesem Absatz richten sich nach der nach Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung.

1Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen, dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates konkrete Anforderungen an die Barrierefreiheit von Produkten gemäß § 1 Absatz 2 und Dienstleistungen gemäß § 1 Absatz 3 entsprechend den Anforderungen des Anhangs I der Richtlinie (EU) 2019/882 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2019 über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen (ABl. L 151 vom 7.6.2019, S. 70) zu regeln, insbesondere an

die Gestaltung und Herstellung der Produkte einschließlich der Benutzerschnittstelle,

die Zugänglichkeit und Gestaltung des Angebots und der Ausführung der Dienstleistungen,

die Art und Weise der Bereitstellung von Informationen insbesondere zur Nutzung der Produkte, wie etwa an die Kennzeichnung, die Gebrauchsanleitung, Sicherheitsinformationen und die Funktionsweise der Dienstleistungen sowie an die Barrierefreiheitsmerkmale und Barrierefreiheitsfunktionen der Produkte und Dienstleistungen sowie an die mögliche Nutzung assistiver Technologien.

Durch Rechtsverordnung nach Satz 1 können konkretisierende Bestimmungen auch insoweit erlassen werden, als Barrierefreiheitsanforderungen im Sinne des Anhangs I der Richtlinie (EU) 2019/882 nach Artikel 4 Absatz 9 dieser Richtlinie durch delegierte Rechtsakte der Europäischen Kommission präzisiert worden sind.

Absatz 1 gilt nicht für Kleinstunternehmen, die Dienstleistungen anbieten oder erbringen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erstellt im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Leitlinien für Kleinstunternehmen, um ihnen die Anwendung dieses Gesetzes zu erleichtern. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist berechtigt, sich im Rahmen der Erstellung der Leitlinien nach Satz 2 Dritter zu bedienen.

  • 4 BFSG Konformitätsvermutung auf der Grundlage harmonisierter Normen

Bei Produkten und Dienstleistungen, die harmonisierten Normen oder Teilen davon entsprechen, deren Fundstellen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht worden sind, wird vermutet, dass sie die Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung erfüllen, soweit diese Anforderungen von den betreffenden Normen oder von Teilen dieser Normen abgedeckt sind.

  • 5 BFSG Konformitätsvermutung auf der Grundlage technischer Spezifikationen

Bei Produkten und Dienstleistungen, die den technischen Spezifikationen oder Teilen davon entsprechen, wird vermutet, dass sie die Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung erfüllen, soweit diese von den technischen Spezifikationen oder Teilen dieser technischen Spezifikationen abgedeckt sind.

  • 6 BFSG Pflichten des Herstellers

Der Hersteller darf ein Produkt nur in den Verkehr bringen, wenn

das Produkt nach den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung gestaltet und hergestellt worden ist,

die technische Dokumentation nach der Anlage 2 erstellt wurde, das Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt wurde und die Konformität des Produkts mit den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen im Rahmen dieses Verfahrens nachgewiesen wurde,

der Hersteller eine EU-Konformitätserklärung nach § 18 ausgestellt hat und

die CE-Kennzeichnung nach § 19 angebracht wurde.

Der Hersteller bewahrt die technische Dokumentation und die EU-Konformitätserklärung nach dem Inverkehrbringen des Produkts für die Dauer von fünf Jahren in schriftlicher oder elektronischer Form auf.

Der Hersteller hat durch geeignete Verfahren dafür zu sorgen, dass auch bei Serienfertigung stets die Konformität mit den Anforderungen dieses Gesetzes sichergestellt ist. Änderungen am Entwurf des Produkts oder an seinen Merkmalen sowie Änderungen der in den §§ 4 und 5 genannten Normen oder technischen Spezifikationen, auf die in der Konformitätserklärung verwiesen wird, sind angemessen zu berücksichtigen.

Hat ein Hersteller Kenntnis davon oder Grund zur Annahme, dass ein von ihm in den Verkehr gebrachtes Produkt nicht den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung entspricht, so ergreift er unverzüglich die erforderlichen Korrekturmaßnahmen, um die Konformität herzustellen. Sofern die Konformität nicht hergestellt werden kann, nimmt der Hersteller das Produkt zurück oder ruft es zurück. Wenn das Produkt den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht genügt, informiert der Hersteller unverzüglich die Marktüberwachungsbehörde sowie die Marktüberwachungsbehörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, in denen er das Produkt in den Verkehr gebracht hat. Dabei macht er ausführliche Angaben, insbesondere über die Art der Nichtkonformität und die ergriffenen Korrekturmaßnahmen.

Der Hersteller führt ein Verzeichnis derjenigen Produkte, über deren Nichtkonformität mit den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen er die Marktüberwachungsbehörden informiert hat, und der diesbezüglichen Beschwerden. Das Verzeichnis ist schriftlich oder elektronisch zu führen.

  • 7 BFSG Besondere Kennzeichnungs- und Informationspflichten des Herstellers

Der Hersteller hat dafür zu sorgen, dass sein Produkt eine Typen-, Chargen- oder Seriennummer oder ein anderes Kennzeichen zu seiner Identifikation nach Maßgabe des Absatzes 4 trägt. Falls dies aufgrund der Größe oder der Art des Produkts nicht möglich ist, hat der Hersteller dafür zu sorgen, dass die zur Identifikation erforderlichen Informationen auf der Verpackung oder in einer dem Produkt beigefügten Unterlage angegeben werden.

Der Hersteller hat beim Inverkehrbringen seinen Namen, seine Firma oder seine Marke sowie seine Postanschrift auf dem Produkt anzugeben. Falls dies aufgrund der Größe oder der Art des Produkts nicht möglich ist, sind diese Informationen auf der Verpackung oder in einer dem Produkt beigefügten Unterlage anzugeben. Die Postanschrift muss eine zentrale Stelle bezeichnen, unter der der Hersteller kontaktiert werden kann. Die Kontaktdaten sind in einer Sprache zu verfassen, die vom Verbraucher leicht verstanden werden kann.

Der Hersteller stellt sicher, dass dem Produkt eine Gebrauchsanleitung und Sicherheitsinformationen in deutscher Sprache nach Maßgabe des Absatzes 4 beigefügt sind.

Alle Kennzeichnungen, die Gebrauchsanleitung und die Sicherheitsinformationen müssen nach den Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung klar, verständlich und deutlich sein.

Der Hersteller ist verpflichtet, der Marktüberwachungsbehörde auf deren begründetes Verlangen alle Auskünfte zu erteilen und alle Unterlagen auszuhändigen, die für den Nachweis der Konformität erforderlich sind. Die Auskünfte und die Unterlagen sind in deutscher Sprache oder in einer Sprache, die von der deutschen Marktüberwachungsbehörde leicht verstanden werden kann, zu erteilen und auszuhändigen. Der Hersteller arbeitet mit der Marktüberwachungsbehörde auf deren Verlangen bei allen Maßnahmen zur Herstellung der Konformität bei einem von ihm in den Verkehr gebrachten Produkt mit den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen zusammen und stellt insbesondere die Konformität des Produkts mit den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen her.

  • 8 BFSG Bevollmächtigter des Herstellers

Der Hersteller kann schriftlich einen Bevollmächtigten benennen.

Der Bevollmächtigte nimmt die ihm vom Hersteller übertragenen Pflichten für diesen und in dessen Namen wahr.

Ein Hersteller, der einen Bevollmächtigten einsetzt, muss diesem mindestens die folgenden Pflichten übertragen:

die Pflicht, die EU-Konformitätserklärung und die technischen Unterlagen gemäß § 6 Absatz 2 für die Marktüberwachungsbehörde für eine Dauer von fünf Jahren aufzubewahren;

die Pflicht, der Marktüberwachungsbehörde alle Auskünfte nach § 7 Absatz 5 Satz 1 zu erteilen und dieser alle Unterlagen nach § 7 Absatz 5 Satz 1 auszuhändigen;

die Pflicht, mit der Marktüberwachungsbehörde auf deren Verlangen bei allen Maßnahmen zur Herstellung der Konformität zusammenzuarbeiten, soweit die betroffenen Produkte zum Aufgabenbereich des Bevollmächtigten gehören.

Die Pflichten gemäß § 6 Absatz 1 Nummer 1 und die Pflicht zur Erstellung der technischen Dokumentation gemäß § 6 Absatz 1 Nummer 2 darf der Hersteller nicht auf einen Bevollmächtigten übertragen.

  • 9 BFSG Allgemeine Pflichten des Einführers

Der Einführer darf nur Produkte in den Verkehr bringen, die die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung erfüllen.

Der Einführer darf ein Produkt erst in den Verkehr bringen, wenn

der Hersteller das Konformitätsbewertungsverfahren gemäß Anlage 2 durchgeführt hat,

der Hersteller die gemäß Anlage 2 erforderlichen technischen Unterlagen erstellt hat,

das Produkt mit der CE-Kennzeichnung nach § 19 versehen ist,

dem Produkt die Gebrauchsanleitung und Sicherheitsinformationen beigefügt sind und

der Hersteller die Pflichten nach § 7 Absatz 1 und 2 erfüllt hat.

Hat ein Einführer Kenntnis davon oder Grund zur Annahme, dass ein Produkt die Barrierefreiheitsanforderungen dieses Gesetzes nicht erfüllt, darf er dieses Produkt erst in den Verkehr bringen, wenn die Konformität hergestellt worden ist. 2Wenn das Produkt den Barrierefreiheitsanforderungen nicht genügt, informiert der Einführer außerdem den Hersteller und die Marktüberwachungsbehörden darüber.

Solange sich ein Produkt im Verantwortungsbereich des Einführers befindet, muss dieser dafür sorgen, dass die Lagerungs- oder Transportbedingungen die Übereinstimmung des Produkts mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht beeinträchtigen.

6 Absatz 4 und 5 gilt entsprechend.

  • 10 BFSG Besondere Kennzeichnungs- und Informationspflichten des Einführers

Der Einführer hat beim Inverkehrbringen seinen Namen, seine Firma oder seine Marke sowie seine Postanschrift auf dem Produkt anzugeben. Falls dies aufgrund der Größe oder der Art des Produkts nicht möglich ist, sind die Informationen auf der Verpackung oder in einer der dem Produkt beigefügten Unterlage anzugeben. 3Die Kontaktangaben sind in einer Sprache zu verfassen, die vom Verbraucher leicht verstanden werden kann.

Der Einführer stellt sicher, dass dem Produkt eine den Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung entsprechende Gebrauchsanleitung und diesen Anforderungen entsprechende Sicherheitsinformationen in deutscher Sprache beigefügt sind.

Der Einführer hat ab dem Inverkehrbringen des Produkts für die Dauer von fünf Jahren eine Kopie der EU-Konformitätserklärung für die Marktüberwachungsbehörden bereitzuhalten und dafür zu sorgen, dass er auf deren Verlangen die technischen Unterlagen vorlegen kann.

7 Absatz 5 gilt entsprechend.

  • 11 BFSG Pflichten des Händlers

Der Händler darf ein Produkt erst auf dem Markt bereitstellen, wenn

das Produkt mit der CE-Kennzeichnung nach § 19 versehen ist,

dem Produkt die Unterlagen nach § 7 Absatz 3 beigefügt sind,

der Hersteller seine Pflichten nach § 7 Absatz 1 und 2 erfüllt hat und

der Einführer seine Pflichten nach § 10 Absatz 1 und 2 erfüllt hat.

1Hat der Händler Kenntnis davon oder Grund zur Annahme, dass ein Produkt nicht den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung entspricht, darf er dieses Produkt erst auf dem Markt bereitstellen, wenn die Konformität hergestellt worden ist. 2Wenn das Produkt den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen nicht genügt, informiert der Händler außerdem unverzüglich den Hersteller oder den Einführer sowie die Marktüberwachungsbehörden darüber.

Solange sich ein Produkt im Verantwortungsbereich des Händlers befindet, muss dieser dafür sorgen, dass die Lagerungs- oder Transportbedingungen die Übereinstimmung des Produkts mit den Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht beeinträchtigen.

6 Absatz 4 und § 7 Absatz 5 gelten entsprechend.

  • 12 BFSG Einführer oder Händler als Hersteller

Auf einen Einführer oder Händler sind die §§ 6 und 7 entsprechend anzuwenden, wenn er

ein Produkt unter seinem eigenen Namen oder seiner eigenen Marke in den Verkehr bringt oder

ein bereits in den Verkehr gebrachtes Produkt so ändert, dass dessen Konformität mit den Anforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung beeinträchtigt werden kann.

  • 13 BFSG Angabe der Wirtschaftsakteure, Verordnungsermächtigung

Der Wirtschaftsakteur hat der Marktüberwachungsbehörde auf deren Verlangen Auskunft über die Wirtschaftsakteure zu erteilen,

von denen er ein Produkt bezogen hat und

an die er ein Produkt abgegeben hat.

Der Wirtschaftsakteur stellt sicher, dass er die Angaben nach Absatz 1 mindestens fünf Jahre ab dem Zeitpunkt des Bezugs des Produkts oder der Abgabe des Produkts vorlegen kann.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung, die der Zustimmung des Bundesrates bedarf, im Einverständnis mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den in Absatz 2 genannten Zeitraum für einzelne Produkte zu verlängern, wenn dies im Hinblick auf die wirtschaftliche Nutzungsdauer des Produkts geboten erscheint.

  • 14 BFSG Pflichten des Dienstleistungserbringers

Der Dienstleistungserbringer darf seine Dienstleistung nur anbieten oder erbringen, wenn

die Dienstleistung die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung erfüllt und

er die Informationen nach Anlage 3 Nummer 1 erstellt hat und diese Informationen für die Allgemeinheit in barrierefreier Form zugänglich gemacht hat; für die Zugänglichmachung sind die Vorgaben der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung maßgebend.

Der Dienstleistungserbringer bewahrt die Informationen nach Absatz 1 Nummer 2 so lange auf, wie er die Dienstleistung anbietet oder erbringt.

Der Dienstleistungserbringer gewährleistet, dass die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung stets erfüllt werden, wenn er eine Dienstleistung anbietet oder erbringt. Er trägt Veränderungen bei der Art und Weise der Erbringung der Dienstleistung, Veränderungen bei den geltenden Barrierefreiheitsanforderungen und Änderungen der harmonisierten Normen oder technischer Spezifikationen, auf die bei der Erklärung der Übereinstimmung der Dienstleistung mit den Barrierefreiheitsanforderungen verwiesen wird, gebührend Rechnung.

Bei Nichtkonformität ergreift der Dienstleistungserbringer die erforderlichen Korrekturmaßnahmen, um die Konformität der Dienstleistung mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung herzustellen. Wenn die Dienstleistung den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht genügt, informiert der Dienstleistungserbringer darüber unverzüglich die Marktüberwachungsbehörde und die Marktüberwachungsbehörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, in denen er die Dienstleistung anbietet oder erbringt. 3Dabei macht er ausführliche Angaben, insbesondere über die Art der Nichtkonformität und die ergriffenen Korrekturmaßnahmen.

Der Dienstleistungserbringer hat der Marktüberwachungsbehörde auf deren begründetes Verlangen alle Auskünfte zu erteilen, die erforderlich sind, um die Konformität der Dienstleistung nach Absatz 1 nachzuweisen. Er kooperiert mit der Marktüberwachungsbehörde auf deren begründetes Verlangen bei allen Maßnahmen, die zur Herstellung der Konformität ergriffen werden.

  • 15 BFSG Beratungsangebot der Bundesfachstelle für Barrierefreiheit

Die Beratung der Bundesfachstelle für Barrierefreiheit nach § 13 Absatz 2 Satz 2 des Behindertengleichstellungsgesetzes vom 27. April 2002 (BGBl. I S. 1467, 1468), das zuletzt durch Artikel 3 des Gesetzes vom 10. Juli 2018 (BGBl. I S. 1117) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung umfasst eine Beratung von Kleinstunternehmen, um diesen die Anwendung dieses Gesetzes zu erleichtern. Die Beratung nach Satz 1 beinhaltet auch eine Beratung von Kleinstunternehmen, die barrierefreie Dienstleistungen anbieten und erbringen möchten.

  • 16 BFSG Grundlegende Veränderungen

Die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung gelten nur insoweit, als deren Einhaltung keine wesentliche Änderung eines Produkts oder einer Dienstleistung erfordert, die zu einer grundlegenden Veränderung der Wesensmerkmale des Produkts oder der Dienstleistung führt. Der betreffende Wirtschaftsakteur nimmt eine Beurteilung vor, ob die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung eine grundlegende Veränderung der Wesensmerkmale mit sich bringen würde.

Der Wirtschaftsakteur dokumentiert die Beurteilung nach Absatz 1 Satz 2 und bewahrt sie für einen Zeitraum von fünf Jahren ab der letzten Bereitstellung eines Produkts auf dem Markt oder ab der letzten Erbringung einer Dienstleistung auf. Auf Verlangen der Marktüberwachungsbehörde legt er dieser eine Kopie der in Absatz 1 Satz 2 genannten Beurteilung vor.

Wenn sich der Wirtschaftsakteur bei einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Dienstleistung auf Absatz 1 Satz 1 beruft, unterrichtet er darüber unverzüglich die Marktüberwachungsbehörde und die Marktüberwachungsbehörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, in denen das Produkt in den Verkehr gebracht wird oder die Dienstleistung angeboten oder erbracht wird.

Absatz 2 Satz 1 und Absatz 3 gelten nicht für Kleinstunternehmen, die mit Produkten befasst sind. Auf Verlangen der Marktüberwachungsbehörde übermitteln Kleinstunternehmen, die mit Produkten befasst sind und die sich auf Absatz 1 Satz 1 berufen, der Behörde die für die Beurteilung nach Absatz 1 Satz 2 maßgeblichen Fakten.

  • 17 BFSG Unverhältnismäßige Belastungen, Verordnungsermächtigung

Die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung gelten nur insoweit, als deren Einhaltung nicht zu einer unverhältnismäßigen Belastung nach Anlage 4 des betreffenden Wirtschaftsakteurs führen würde. Der Wirtschaftsakteur nimmt eine entsprechende Beurteilung vor.

Der Wirtschaftsakteur dokumentiert die Beurteilung nach Absatz 1 Satz 2 und bewahrt sie für einen Zeitraum von fünf Jahren ab der letzten Bereitstellung eines Produkts auf dem Markt oder nach der letzten Erbringung einer Dienstleistung auf. Auf Verlangen der Marktüberwachungsbehörde legt er dieser eine Kopie der in Absatz 1 Satz 2 genannten Beurteilung vor. Satz 1 und Satz 2 gelten nicht für Kleinstunternehmen, die mit Produkten befasst sind. Auf Verlangen der Marktüberwachungsbehörde übermitteln Kleinstunternehmen, die mit Produkten befasst sind und die sich auf Absatz 1 Satz 1 berufen, der Behörde jedoch die für die Beurteilung nach Absatz 1 Satz 2 maßgeblichen Fakten.

Ein Dienstleistungserbringer, der sich auf Absatz 1 Satz 1 beruft, nimmt seine Beurteilung nach Absatz 1 Satz 2 für jede Dienstleistungskategorie oder -art mindestens alle fünf Jahre vor. Die Beurteilung nach Satz 1 hat stets zu erfolgen, wenn

die angebotene Dienstleistung verändert wird oder

der Dienstleistungserbringer von der für die Prüfung der Konformität der Dienstleistung zuständigen Behörde dazu aufgefordert wird.

Wenn ein Wirtschaftsakteur zu Zwecken der Verbesserung der Barrierefreiheit nichteigene öffentliche oder private Mittel erhält, ist er nicht dazu berechtigt, sich auf Absatz 1 Satz 1 zu berufen.

Wenn sich der Wirtschaftsakteur bei einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Dienstleistung auf Absatz 1 Satz 1 beruft, unterrichtet er darüber unverzüglich die zuständige Marktüberwachungsbehörde oder die für die Überprüfung der Konformität der Dienstleistungen zuständigen Behörde des Mitgliedstaats, in dem das betreffende Produkt in den Verkehr gebracht oder die betreffende Dienstleistung angeboten oder erbracht wird. Satz 1 gilt nicht für Kleinstunternehmen.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung, die der Zustimmung des Bundesrates bedarf, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die in Anlage 4 enthaltenen Kriterien, die der Wirtschaftsakteur bei der Beurteilung nach Absatz 1 berücksichtigen muss, zu präzisieren und zu ergänzen.

  • 18 BFSG EU-Konformitätserklärung für Produkte

Bevor ein Produkt, dessen Übereinstimmung mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung im Verfahren nach Anlage 2 nachgewiesen wurde, in den Verkehr gebracht wird, muss der Hersteller eine EU-Konformitätserklärung ausstellen.

Aus der EU-Konformitätserklärung geht hervor, dass die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nachweislich erfüllt sind. Wurde von der Möglichkeit einer Ausnahme nach den §§ 16 oder 17 Gebrauch gemacht, so geht aus der EU-Konformitätserklärung hervor, welche Barrierefreiheitsanforderungen von dieser Ausnahmeregelung betroffen sind.

Die EU-Konformitätserklärung entspricht in ihrem Aufbau dem Muster in Anhang III des Beschlusses Nr. 768/2008/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über einen gemeinsamen Rechtsrahmen für die Vermarktung von Produkten und zur Aufhebung des Beschlusses 93/465/EWG des Rates (ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 82). Sie enthält die in Anlage 2 angegebenen Elemente und wird auf dem neuesten Stand gehalten. Sie wird in die deutsche Sprache übersetzt. Die Anforderungen an die technischen Unterlagen dürfen Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen keinen übermäßigen Aufwand auferlegen.

Unterliegt das Produkt mehreren Rechtsakten der Europäischen Union, in denen jeweils eine EU-Konformitätserklärung vorgeschrieben ist, so stellt der Hersteller oder ein von ihm Bevollmächtigter eine einzige EU-Konformitätserklärung für sämtliche Rechtsakte der Europäischen Union aus. In dieser Erklärung sind die betreffenden Rechtsakte samt Fundstelle anzugeben.

  • 19 BFSG CE-Kennzeichnung

Bevor ein Produkt, dessen Übereinstimmung mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung im Konformitätsbewertungsverfahren nach Anlage 2 nachgewiesen wurde, in den Verkehr gebracht wird, ist es vom Hersteller oder seinem Bevollmächtigten, soweit es diesem übertragen wurde, mit der CE-Kennzeichnung nach Maßgabe des Absatzes 2 zu versehen.

Die CE-Kennzeichnung wird deutlich sichtbar, gut lesbar und dauerhaft auf dem Produkt oder seiner Datenplakette angebracht. Falls die Art des Produkts dies nicht zulässt oder nicht rechtfertigt, wird die CE-Kennzeichnung auf der Verpackung und den Begleitunterlagen angebracht.

Für die CE-Kennzeichnung gelten die allgemeinen Grundsätze nach Artikel 30 der Verordnung (EG) Nr. 765/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über die Vorschriften für die Akkreditierung und Marktüberwachung im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 339/93 des Rates (ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 30; ABl. L 169 vom 25.6.2019, S. 1) in der jeweils geltenden Fassung.

  • 20 BFSG Aufgaben der Marktüberwachungsbehörden

Die Länder stellen sicher, dass ihre Marktüberwachungsbehörden ihre Aufgaben ordnungsgemäß wahrnehmen können. Dafür statten sie sie mit den notwendigen Ressourcen aus. Sie stellen eine effiziente Zusammenarbeit und einen wirksamen Informationsaustausch ihrer Marktüberwachungsbehörden untereinander sowie zwischen ihren Marktüberwachungsbehörden und denjenigen der anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union sicher.

Die Länder erstellen eine Marktüberwachungsstrategie für Produkte im Sinne des § 1 Absatz 2. Bei deren Ausarbeitung ist Artikel 13 Absatz 1 und 2 der Verordnung (EU) 2019/1020 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Juni 2019 über Marktüberwachung und die Konformität von Produkten sowie zur Änderung der Richtlinie 2004/42/EG und der Verordnungen (EG) Nr. 765/2008 und (EU) Nr. 305/2011 (ABl. L 169 vom 25.6.2019, S. 1) auf Produkte im Sinne des § 1 Absatz 2 entsprechend anzuwenden. Die Länder übermitteln der zentralen Verbindungsstelle gemäß Artikel 10 Absatz 3 der Verordnung (EU) 2019/1020 ihre Marktüberwachungsstrategie nach Satz 1.

  • 21 BFSG Marktüberwachungsmaßnahmen

Die Marktüberwachung von Produkten erfolgt nach der von den Ländern nach § 20 Absatz 2 Satz 1 entwickelten Marktüberwachungsstrategie und den weiteren Bestimmungen dieses Gesetzes.

Für die Marktüberwachung von Produkten gelten Artikel 2 Absatz 3, Artikel 11 Absatz 2, 3 und 5, Artikel 14 Absatz 2, Artikel 16 Absatz 3 Buchstabe g und Absatz 5 sowie die Artikel 17 und 22 der Verordnung (EU) 2019/1020 entsprechend. Die Marktüberwachungsbehörden haben die Befugnisse entsprechend Artikel 14 Absatz 4 Buchstabe a, b, e und j der Verordnung (EU) 2019/1020. 3Die Befugnisse nach Artikel 14 Absatz 4 Buchstabe e der Verordnung (EU) 2019/1020 bestehen nur zu den üblichen Betriebs- und Geschäftszeiten.

Die Marktüberwachungsbehörde prüft für den Fall, dass sich der Hersteller, Einführer oder Händler auf § 16 oder § 17 berufen hat,

ob der Wirtschaftsakteur die nach der jeweiligen Vorschrift erforderliche Beurteilung durchgeführt hat,

die Beurteilung einschließlich der ordnungsgemäßen Anwendung der in Anlage 4 genannten Kriterien und

ob die übrigen Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung eingehalten werden.

Die Marktüberwachungsbehörde stellt einem Verbraucher auf Antrag Folgendes in einer für ihn wahrnehmbaren Form zur Verfügung:

die ihr vorliegenden Informationen darüber, ob ein bestimmter Wirtschaftsakteur die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung einhält und

die Beurteilung, die der Wirtschaftsakteur nach § 16 Absatz 1 Satz 2 und § 17 Absatz 1 Satz 2 durchgeführt hat.

Soweit dies erforderlich ist, soll die Marktüberwachungsbehörde die ihr vorliegenden Informationen in einfacher und verständlicher Weise erläutern. Ist eine solche Erläuterung nach Satz 2 für den Verbraucher nicht ausreichend, soll die Marktüberwachungsbehörde die Informationen in Leichter Sprache erläutern. Die Verpflichtung nach Satz 1 gilt nicht, wenn die Informationen entsprechend Artikel 17 der Verordnung (EU) Nr. 2019/1020 aus Gründen der Vertraulichkeit nicht erteilt werden können.

Menschen mit Hörbehinderungen und Menschen mit Sprachbehinderungen haben das Recht, im Verfahren nach Absatz 4 in Deutscher Gebärdensprache, mit lautsprachbegleitenden Gebärden oder über andere geeignete Kommunikationshilfen mit der Marktüberwachungsbehörde zu kommunizieren. Die Kosten für Kommunikationshilfen sind von der Marktüberwachungsbehörde zu tragen. § 5 der Kommunikationshilfenverordnung vom 17. Juli 2002 (BGBl. I S. 2650), die zuletzt durch Artikel 12 Absatz 2 des Gesetzes vom 21. Dezember 2020 (BGBl. I S. 3229) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung gilt entsprechend.

Die §§ 10 und 11 des Behindertengleichstellungsgesetzes gelten für das Verfahren nach Absatz 4 entsprechend.

  • 22 BFSG Maßnahmen der Marktüberwachung bei Produkten, die die Barrierefreiheitsanforderungen nicht erfüllen

Hat die Marktüberwachungsbehörde Grund zu der Annahme, dass ein Produkt die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht erfüllt, so prüft sie, ob das Produkt die Anforderungen erfüllt. Die Wirtschaftsakteure sind verpflichtet, zu diesem Zwecke umfassend mit der Marktüberwachungsbehörde zusammenzuarbeiten.

Gelangt die Marktüberwachungsbehörde zu dem Ergebnis, dass das Produkt die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht erfüllt, so fordert sie unverzüglich den betreffenden Wirtschaftsakteur auf, innerhalb einer von ihr festgesetzten angemessenen Frist die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um die Konformität herzustellen. Für die Anhörung des betroffenen Wirtschaftsakteurs nach § 28 des Verwaltungsverfahrensgesetzes oder nach den dieser Bestimmung entsprechenden Anhörungsvorschriften der Länder darf die Anhörungsfrist nicht weniger als zehn Tage betragen.

Der Wirtschaftsakteur hat sicherzustellen, dass sich die Maßnahmen, die er zur Herstellung der Konformität ergreift, auf alle betroffenen Produkte erstrecken, die er auf dem Markt der Europäischen Union bereitgestellt hat.

Ergreift der Wirtschaftsakteur innerhalb der nach Absatz 2 Satz 1 gesetzten Frist keine geeigneten Maßnahmen zur Herstellung der Konformität, so trifft die Marktüberwachungsbehörde die geeigneten Maßnahmen, um die Bereitstellung des Produktes auf dem deutschen Markt einzuschränken, oder sie untersagt die Bereitstellung auf dem Markt oder sorgt dafür, dass das Produkt zurückgenommen oder zurückgerufen wird. Ist kein Wirtschaftsakteur im Binnenmarkt ansässig, können die Maßnahmen gegen jeden gerichtet werden, der die Weitergabe im Auftrag des Wirtschaftsakteurs vornimmt. Absatz 2 Satz 2 gilt entsprechend. Wurde eine Maßnahme getroffen, ohne dass der betroffene Wirtschaftsakteur angehört wurde, wird ihm unverzüglich Gelegenheit gegeben, sich zu äußern. Auf die Stellungnahme hin wird die Maßnahme umgehend überprüft.

Hat die Marktüberwachungsbehörde Grund zur Annahme, dass sich eine nach Absatz 2 festgestellte Nichtkonformität nicht auf das deutsche Hoheitsgebiet beschränkt, so trifft sie die Maßnahmen nach Absatz 4 unter dem Vorbehalt, dass sie widerrufen werden, wenn die Europäische Kommission nach Artikel 21 Absatz 1 der Richtlinie (EU) 2019/882 feststellt, dass die Maßnahmen nicht gerechtfertigt sind.

  • 23 BFSG Maßnahmen bei formaler Nichtkonformität von Produkten

Stellt die Marktüberwachungsbehörde eine formale Nichtkonformität fest, so fordert sie den Wirtschaftsakteur auf, die formale Nichtkonformität innerhalb einer angemessenen Frist zu korrigieren. § 22 Absatz 2 Satz 2 gilt entsprechend.

Eine formale Nichtkonformität liegt vor, wenn

die CE-Kennzeichnung nicht oder unter Nichteinhaltung der Vorgaben des § 19 angebracht wurde,

die EU-Konformitätserklärung nach § 18 nicht oder nicht ordnungsgemäß ausgestellt wurde,

die technischen Unterlagen nicht verfügbar oder nicht vollständig sind,

die Angaben des Herstellers nach § 7 Absatz 2 oder des Einführers nach § 10 Absatz 1 fehlen, falsch oder unvollständig sind oder

eine andere formale Verpflichtung nach § 6, § 7, § 9 oder § 10 nicht erfüllt ist.

Ergreift der Wirtschaftsakteur innerhalb der nach Absatz 1 gesetzten Frist keine geeigneten Maßnahmen zur Herstellung der Konformität, so trifft die Marktüberwachungsbehörde geeignete Maßnahmen, um die Bereitstellung des Produkts auf dem Markt zu beschränken, oder sie untersagt die Bereitstellung auf dem Markt solange, bis die Konformität hergestellt ist. § 22 Absatz 2 Satz 2 und Absatz 4 Satz 4 und 5 gilt entsprechend.

  • 24 BFSG Pflichten der Marktüberwachungsbehörde und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bei Nichtkonformität von Produkten, die sich nicht auf das deutsche Hoheitsgebiet beschränken

Ist die Marktüberwachungsbehörde nach der Prüfung nach § 22 Absatz 1 der Auffassung, dass die beanstandeten Produkte auch in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf dem Markt bereitgestellt werden, so informiert sie unverzüglich die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Sie informiert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auch über das Ergebnis der Prüfung nach § 22 Absatz 1 und über die Maßnahmen, die zu ergreifen sie den Wirtschaftsakteur aufgefordert hat.

Trifft die Marktüberwachungsbehörde Maßnahmen nach § 22 Absatz 4, so informiert sie unverzüglich die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin über die getroffenen Maßnahmen. Die Information enthält alle verfügbaren Angaben, insbesondere die Daten für die Identifizierung des betroffenen Produktes, die Herkunft des Produktes, die Art der behaupteten Nichtkonformität sowie die Art und Dauer der ergriffenen Maßnahmen und die Argumente des betreffenden Wirtschaftsakteurs. Die Information enthält darüber hinaus Angaben dazu, ob die behauptete Nichtkonformität darauf beruht, dass

das Produkt die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht erfüllt oder

die harmonisierten Normen oder die technischen Spezifikationen, bei deren Einhaltung nach den §§ 4 und 5 eine Konformitätsvermutung gilt, mangelhaft sind.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin überprüft die eingegangenen Informationen nach Absatz 1 und Absatz 2 auf Vollständigkeit und Schlüssigkeit. Sie leitet diese Informationen unverzüglich an die Europäische Kommission und die übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union weiter.

Die Marktüberwachungsbehörde hebt den Widerrufsvorbehalt nach § 22 Absatz 5 auf, wenn

die Frist von drei Monaten nach Artikel 20 Absatz 7 der Richtlinie (EU) 2019/882 verstrichen ist, ohne dass ein Mitgliedstaat der Europäischen Union Einwände gegen die Maßnahmen erhoben hat, oder

die Europäische Kommission nach Artikel 21 Absatz 1 der Richtlinie (EU) 2019/882 festgestellt hat, dass die Maßnahmen gerechtfertigt sind.

Die Marktüberwachungsbehörde widerruft die nach § 22 Absatz 4 getroffenen Maßnahmen, wenn die Europäische Kommission nach Artikel 21 Absatz 1 der Richtlinie (EU) 2019/882 feststellt, dass die Maßnahmen nicht gerechtfertigt sind.

  • 25 BFSG Unterstützungsverpflichtung

Die Marktüberwachungsbehörden und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin haben einander zu unterstützen und sich gegenseitig über Maßnahmen nach diesem Gesetz zu informieren.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin informiert die Marktüberwachungsbehörden über Meldungen der Europäischen Kommission oder eines anderen Mitgliedstaates der Europäischen Union.

  • 26 BFSG Pflichten der Marktüberwachungsbehörde bei Maßnahmen anderer Mitgliedstaaten, bei Produkten, die gegen die Barrierefreiheitsanforderungen verstoßen

Wird die Marktüberwachungsbehörde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin darüber informiert, dass ein anderer Mitgliedstaat eine Maßnahme nach Artikel 20 Absatz 4 der Richtlinie (EU) 2019/882 getroffen hat, so prüft sie unverzüglich, ob diese Maßnahme gerechtfertigt ist. Die Marktüberwachungsbehörde informiert die nationalen Wirtschaftsakteure in geeigneter Weise über die Maßnahme des anderen Mitgliedstaates und gibt ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme. Die Frist zur Stellungnahme beträgt vier Wochen ab der Möglichkeit der Kenntnisnahme.

Kommt die Marktüberwachungsbehörde zu dem Ergebnis, dass die Maßnahme nicht gerechtfertigt ist, so übermittelt sie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unverzüglich ihre Einwände nach Artikel 20 Absatz 6 der Richtlinie (EU) 2019/882. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin leitet diese Einwände unverzüglich an die Europäische Kommission und die übrigen Mitgliedstaaten weiter.

Werden weder von der Europäischen Kommission noch von einem der Mitgliedstaaten der Europäischen Union innerhalb einer Frist von drei Monaten Einwände erhoben, so gilt die Maßnahme als gerechtfertigt. Die Marktüberwachungsbehörde trifft in diesem Fall geeignete Maßnahmen, um die Bereitstellung des Produkts auf dem Markt einzuschränken, oder sie untersagt die Bereitstellung auf dem Markt oder sorgt dafür, dass das Produkt zurückgenommen oder zurückgerufen wird. Die Marktüberwachungsbehörde macht die Maßnahmen in geeigneter Weise öffentlich bekannt.

Absatz 3 gilt auch in den Fällen, in denen die Europäische Kommission nach Artikel 21 Absatz 1 der Richtlinie (EU) 2019/882 festgestellt hat, dass die Maßnahme eines anderen Mitgliedstaates gerechtfertigt ist.

  • 27 BFSG Aufgaben der zentralen Verbindungsstelle

Die zentrale Verbindungsstelle teilt der Europäischen Kommission und den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit:

die nach § 20 Absatz 2 von den Ländern übermittelte Marktüberwachungsstrategie und

die Marktüberwachungsbehörden und deren jeweilige Zuständigkeiten.

Hierfür greift sie auf das in Artikel 34 der Verordnung (EU) 2019/1020 genannte Informations- und Kommunikationssystem zurück. Die Länder teilen der zentralen Verbindungsstelle die nach Satz 1 Nummer 2 erforderlichen Informationen mit.

Die zentrale Verbindungsstelle stellt der Öffentlichkeit eine Zusammenfassung der Marktüberwachungsstrategie zur Verfügung.

Die zentrale Verbindungsstelle nimmt in Abstimmung mit den betroffenen Bundesministerien die Aufgaben nach Artikel 31 Absatz 2 Buchstabe a, f, g und m der Verordnung (EU) 2019/1020 im Hinblick auf die Marktüberwachung von Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte nach der Richtlinie (EU) 2019/882 wahr.

  • 28 BFSG Marktüberwachung von Dienstleistungen

Hat die Marktüberwachungsbehörde Grund zu der Annahme, dass das Angebot oder die Erbringung einer Dienstleistung die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht erfüllt, so prüft sie, ob die Dienstleistung die Anforderungen erfüllt.

Die Marktüberwachungsbehörde überprüft eine Dienstleistung auch ohne konkreten Anlass anhand angemessener Stichproben auf geeignete Art und Weise und in angemessenem Umfang darauf, ob und inwiefern die Dienstleistung den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung an die Barrierefreiheit genügt. Bei Webseiten oder mobilen Anwendungen zieht sie die Vorgaben der Anlage 1 Nummer 1 heran und wählt die Stichproben der zu prüfenden Dienstleistungen gemäß den Vorgaben der Anlage 1 Nummer 2 aus.

Die Marktüberwachungsbehörde überprüft für den Fall, dass sich der Dienstleistungserbringer auf § 16 oder § 17 berufen hat,

ob der Dienstleistungserbringer die nach der jeweiligen Vorschrift erforderliche Beurteilung durchgeführt hat,

die Beurteilung einschließlich der ordnungsgemäßen Anwendung der in Anlage 4 genannten Kriterien und

ob die übrigen Barrierefreiheitsanforderungen eingehalten werden.

Die Marktüberwachungsbehörde stellt einem Verbraucher auf Antrag Folgendes in einer für ihn wahrnehmbaren Form zur Verfügung:

die ihr vorliegenden Informationen darüber, ob ein bestimmter Wirtschaftsakteur die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung einhält und

die Beurteilung, die der Wirtschaftsakteur nach § 16 Absatz 1 Satz 2 oder § 17 Absatz 1 Satz 2 vorgenommen hat.

Falls erforderlich, soll die Marktüberwachungsbehörde die ihr vorliegenden Informationen in einfacher und verständlicher Weise erläutern. Ist eine Erläuterung nach Satz 2 für den Verbraucher nicht ausreichend, soll die Marktüberwachungsbehörde die Informationen in Leichter Sprache erläutern. Die Verpflichtung nach Satz 1 gilt nicht, wenn die Informationen gemäß Artikel 17 der Verordnung (EU) Nr. 2019/1020 aus Gründen der Vertraulichkeit nicht erteilt werden können.

Menschen mit Hörbehinderungen und Menschen mit Sprachbehinderungen haben das Recht, im Verfahren nach Absatz 4 in Deutscher Gebärdensprache, mit lautsprachbegleitenden Gebärden oder über andere geeignete Kommunikationshilfen mit der Marktüberwachungsbehörde zu kommunizieren. Die Kosten für Kommunikationshilfen sind von der Marktüberwachungsbehörde zu tragen. § 5 der Kommunikationshilfenverordnung gilt entsprechend.

Die §§ 10 und 11 des Behindertengleichstellungsgesetzes gelten für das Verfahren nach Absatz 4 entsprechend.

  • 29 BFSG Maßnahmen der Marktüberwachung bei Dienstleistungen, die die Barrierefreiheitsanforderungen nicht erfüllen

Gelangt die Marktüberwachungsbehörde zu dem Ergebnis, dass die Dienstleistung die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung nicht erfüllt, so fordert sie den Dienstleistungserbringer unverzüglich auf, innerhalb einer von ihr festgesetzten angemessenen Frist geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Konformität herzustellen. § 22 Absatz 2 Satz 2 gilt entsprechend.

Ergreift der Dienstleistungserbringer innerhalb der nach Absatz 1 gesetzten Frist keine geeigneten Korrekturmaßnahmen, fordert die Marktüberwachungsbehörde den Dienstleistungserbringer unter Androhung der Untersagung des Angebots oder der Erbringung der Dienstleistung erneut auf, innerhalb einer von ihr gesetzten angemessenen Frist geeignete Korrekturmaßnahmen zu ergreifen, um die Übereinstimmung der Dienstleistung mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung herzustellen. § 22 Absatz 2 Satz 2 und Absatz 4 Satz 4 und 5 gilt entsprechend.

Ergreift der Dienstleistungserbringer innerhalb der nach Absatz 2 gesetzten Frist keine geeigneten Korrekturmaßnahmen, so trifft die Marktüberwachungsbehörde die erforderlichen Maßnahmen, um die Nichterfüllung der Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung abzustellen. Sie kann insbesondere innerhalb einer von ihr gesetzten Frist anordnen, das Angebot oder die Erbringung der Dienstleistung einzustellen. Weist der Dienstleistungserbringer der Marktüberwachungsbehörde nach, dass die Konformität der Dienstleistung mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung hergestellt ist, hebt die Marktüberwachungsbehörde die Anordnung auf.

  • 30 BFSG Maßnahmen bei formaler Nichtkonformität von Dienstleistungen

Stellt die Marktüberwachungsbehörde eine formale Nichtkonformität fest, so fordert sie den Dienstleistungserbringer auf, die formale Nichtkonformität innerhalb einer angemessenen Frist zu korrigieren. § 22 Absatz 2 Satz 2 bis 4 gilt entsprechend.

Eine formale Nichtkonformität liegt vor, wenn die notwendigen Informationen nach Anlage 3 nicht oder nicht vollständig erstellt wurden oder die Informationen für die Allgemeinheit nicht oder nicht vollständig in barrierefreier Form zugänglich gemacht wurden.

Ergreift der Dienstleistungserbringer innerhalb der nach Absatz 1 gesetzten Frist keine geeigneten Korrekturmaßnahmen, fordert die Marktüberwachungsbehörde den Dienstleistungserbringer unter Androhung der Untersagung des Angebots oder der Erbringung der Dienstleistung erneut auf, innerhalb einer von ihr gesetzten angemessenen Frist geeignete Korrekturmaßnahmen zu ergreifen, um die Konformität herzustellen. § 22 Absatz 2 Satz 2 bis 4 gilt entsprechend.

Ergreift der Dienstleistungserbringer innerhalb der nach Absatz 3 gesetzten Frist keine geeigneten Korrekturmaßnahmen, so trifft die Marktüberwachungsbehörde die erforderlichen Maßnahmen, um die formale Nichtkonformität abzustellen. Weist der Dienstleistungserbringer nach, dass die Konformität der Dienstleistung hergestellt ist, so hebt die Marktüberwachungsbehörde die Anordnung auf.

  • 31 BFSG Veröffentlichung von Information

Die Marktüberwachungsbehörde hat die Öffentlichkeit in geeigneter Weise, zum Beispiel auf ihrer Webseite, über ihre Existenz, ihre Zuständigkeiten, die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, ihre Arbeit und ihre Entscheidungen barrierefrei zu informieren.

Die Marktüberwachungsbehörde stellt einem Verbraucher auf Antrag die Informationen nach Absatz 1 in einer für ihn wahrnehmbaren Form zur Verfügung. Falls erforderlich, erläutert die Marktüberwachungsbehörde dem Antragsteller die Informationen in einfacher und verständlicher Weise. Ist eine solche Erläuterung für den Antragsteller nicht ausreichend, soll die Marktüberwachungsbehörde die Informationen in Leichter Sprache erläutern.

  • 32 BFSG Rechte von Verbrauchern, anerkannten Verbänden und qualifizierten Einrichtungen im Verwaltungsverfahren

Auf Antrag eines Verbrauchers hat die Marktüberwachungsbehörde ein Verfahren zur Durchführung von Maßnahmen nach Abschnitt 6 oder Abschnitt 7 dieses Gesetzes gegen einen Wirtschaftsakteur einzuleiten, wenn der Verbraucher geltend macht, dass der Wirtschaftsakteur gegen eine Bestimmung dieses Gesetzes oder eine Bestimmung der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung verstößt und der Verbraucher daher das betreffende Produkt oder die betreffende Dienstleistung nicht oder nur in eingeschränkter Weise nutzen kann. Der Verbraucher hat das Recht, einen nach § 15 Absatz 3 des Behindertengleichstellungsgesetzes anerkannten Verband oder eine qualifizierte Einrichtung im Sinne des § 3 Absatz 1 Nummer 1 des Unterlassungsklagengesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. August 2002 (BGBl. I S. 3422, 4346), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 26. November 2020 (BGBl. I S. 2568) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung zu beauftragen, in seinem Namen oder an seiner Stelle die Einleitung eines Verfahrens nach Satz 1 zu beantragen. 3Nach dem Eingang eines Antrags nach Satz 1 ist dem betreffenden Wirtschaftsakteur Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

Das Verfahren nach Absatz 1 Satz 1 gegen einen Wirtschaftsakteur ist auch einzuleiten, wenn ein nach § 15 Absatz 3 des Behindertengleichstellungsgesetzes anerkannter Verband oder eine qualifizierte Einrichtung im Sinne des § 3 Absatz 1 Nummer 1 des Unterlassungsklagengesetzes dies unter den Voraussetzungen beantragt, dass der Wirtschaftsakteur gegen eine Bestimmung dieses Gesetzes oder eine Bestimmung der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung verstößt und der Verstoß den jeweiligen satzungsgemäßen Aufgabenbereich des Verbands oder der qualifizierten Einrichtung berührt. Der Verband oder die qualifizierte Einrichtung hat im Antrag darzulegen, dass sein satzungsgemäßer Aufgabenbereich berührt ist. Zur Geltendmachung des Rechts aus Satz 1 bedarf es keiner eigenen Rechtsverletzung des Verbandes.

Die Marktüberwachungsbehörde entscheidet über einen Antrag nach Absatz 1 oder Absatz 2 durch Bescheid.

Menschen mit Hörbehinderungen und Menschen mit Sprachbehinderungen haben das Recht, im Verwaltungsverfahren nach Absatz 1 und Absatz 2 in Deutscher Gebärdensprache, mit lautsprachbegleitenden Gebärden oder über andere geeignete Kommunikationshilfen zu kommunizieren. Die Kosten für Kommunikationshilfen sind von der Marktüberwachungsbehörde zu tragen. § 5 der Kommunikationshilfenverordnung gilt entsprechend.

Die §§ 10 und 11 des Behindertengleichstellungsgesetzes gelten für das Verwaltungsverfahren nach dieser Vorschrift entsprechend.

  • 33 BFSG Rechtsbehelfe

Der Verbraucher hat unter den Voraussetzungen des § 32 Absatz 1 Satz 1 das Recht, einen nach § 15 Absatz 3 des Behindertengleichstellungsgesetzes anerkannten Verband oder eine qualifizierte Einrichtung im Sinne des § 3 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 des Unterlassungsklagengesetzes zu beauftragen, in seinem Namen oder an seiner Stelle Rechtsbehelfe nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung gegen den an ihn gerichteten Bescheid nach § 32 Absatz 3 oder gegen dessen Unterlassen einzulegen. Die Vertretungsbefugnis nach Satz 1 gilt auch vor dem Oberverwaltungsgericht und dem Bundesverwaltungsgericht. Handelt der anerkannte Verband oder die qualifizierte Einrichtung anstelle des Verbrauchers, kann der anerkannte Verband oder die qualifizierte Einrichtung auch vor dem Oberverwaltungsgericht und dem Bundesverwaltungsgericht den Rechtsstreit selbst führen. Vor dem Bundesverwaltungsgericht muss der anerkannte Verband oder die qualifizierte Einrichtung durch Personen mit der Befähigung zum Richteramt handeln.

Ein nach § 15 Absatz 3 des Behindertengleichstellungsgesetzes anerkannter Verband oder eine qualifizierte Einrichtung im Sinne des § 3 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 des Unterlassungsklagengesetzes kann, ohne in eigenen Rechten verletzt zu sein, Rechtsbehelfe nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung gegen einen an ihn gerichteten Bescheid nach § 32 Absatz 3 oder gegen dessen Unterlassen einlegen, wenn er geltend macht, dass eine Bestimmung dieses Gesetzes oder der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung verletzt ist und dass die Verletzung den jeweiligen satzungsgemäßen Aufgabenbereich des anerkannten Verbands oder der qualifizierten Einrichtung berührt. Der anerkannte Verband oder die qualifizierte Einrichtung kann den Rechtsstreit auch vor dem Oberverwaltungsgericht und dem Bundesverwaltungsgericht selbst führen. Absatz 1 Satz 4 gilt entsprechend.

  • 34 BFSG Schlichtung

Ein Verbraucher, der geltend macht, dass ein Wirtschaftsakteur gegen eine Bestimmung dieses Gesetzes oder der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung verstößt und er daher das betreffende Produkt oder die betreffende Dienstleistung nicht oder nur in eingeschränkter Weise nutzen kann, ist berechtigt, bei der Schlichtungsstelle nach § 16 Absatz 1 des Behindertengleichstellungsgesetzes einen Antrag auf Einleitung eines Schlichtungsverfahrens zu stellen. Die Schlichtungsstelle zieht die Marktüberwachungsbehörde auf Antrag des Verbrauchers als Beteiligte im Schlichtungsverfahren hinzu. Sie übermittelt zur Durchführung des Schlichtungsverfahrens eine Abschrift des Schlichtungsantrags an den Wirtschaftsakteur und die Marktüberwachungsbehörde.

Bei der Schlichtungsstelle nach Absatz 1 kann ergänzend auch ein Antrag auf Einleitung eines Schlichtungsverfahrens zur außergerichtlichen Beilegung einer Streitigkeit aus einem Verbrauchervertrag oder über das Bestehen eines solchen Vertragsverhältnisses gestellt werden.

Absatz 1 gilt entsprechend für einen nach § 15 Absatz 3 des Behindertengleichstellungsgesetzes anerkannten Verband oder eine qualifizierte Einrichtung im Sinne des § 3 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 des Unterlassungsklagengesetzes, der geltend macht, dass eine Bestimmung dieses Gesetzes oder eine Bestimmung der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung verletzt ist und die Verletzung den jeweiligen satzungsgemäßen Aufgabenbereich des Verbands oder der qualifizierten Einrichtung berührt.

Ein Verfahren nach § 32 Absatz 1 oder 2 ist bis zur Beendigung des Schlichtungsverfahrens auszusetzen.

Im Übrigen gilt § 16 Absatz 4 bis 7 des Behindertengleichstellungsgesetzes und die Behindertengleichstellungsschlichtungsverordnung vom 25. November 2016 (BGBl. I S. 2659), die durch Artikel 2 der Verordnung vom 21. Mai 2019 (BGBl. I S. 738) geändert worden ist.

  • 35 BFSG Auskunftspflichten der Wirtschaftsakteure

Die Wirtschaftsakteure sind verpflichtet, der Marktüberwachungsbehörde auf deren begründetes Verlangen die Auskünfte zu erteilen, die für die Erfüllung der Aufgaben der Marktüberwachungsbehörden nach diesem Gesetz erforderlich sind. Ein nach diesem Gesetz zur Auskunft Verpflichteter kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einen der in § 383 Absatz 1 Nummer 1 bis 3 der Zivilprozessordnung bezeichneten Angehörigen der Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde. Er ist über sein Recht zur Auskunftsverweigerung zu belehren.

  • 36 BFSG Berichterstattung an die Europäische Kommission

Zur Vorbereitung der Berichterstattung an die Europäische Kommission teilen die Länder auf Anforderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales oder einer von diesem Ministerium benannten und in dessen Geschäftsbereich liegenden Behörde den Vorgaben entsprechend innerhalb der gesetzten Frist, diesem oder der vorgenannten Behörde alle notwendigen Informationen nach Artikel 33 Absatz 3 in Verbindung mit Absatz 2 der Richtlinie (EU) 2019/882 mit, insbesondere Angaben zu Fortschritten bei der Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen sowie zu Auswirkungen dieses Gesetzes auf Wirtschaftsakteure und auf Menschen mit Behinderungen. Die Länder stellen diese Informationen auf elektronischem Wege zur Verfügung.

  • 37 BFSG Bußgeldvorschriften

Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig

entgegen § 6 Absatz 1 Nummer 1 oder § 9 Absatz 1, jeweils in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2, ein Produkt in den Verkehr bringt,

entgegen § 6 Absatz 4 Satz 3, auch in Verbindung mit § 11 Absatz 4, entgegen § 11 Absatz 2 Satz 2 oder § 14 Absatz 4 Satz 2, jeweils in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2, eine Information nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig gibt,

entgegen § 7 Absatz 1 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 2, jeweils in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2, nicht dafür sorgt, dass ein Produkt eine dort genannte Nummer oder ein dort genanntes Kennzeichen trägt,

entgegen § 7 Absatz 2 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 2, oder § 10 Absatz 1 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 2, eine Angabe nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig macht,

entgegen § 7 Absatz 3 oder § 10 Absatz 2, jeweils in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2, nicht sicherstellt, dass einem Produkt eine Gebrauchsanleitung und dort genannte Sicherheitsinformationen beigefügt sind,

entgegen § 7 Absatz 5 Satz 1, § 13 Absatz 1 oder § 14 Absatz 5 Satz 1 eine Auskunft nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig erteilt oder eine Unterlage nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig aushändigt,

entgegen § 11 Absatz 1 Nummer 1 oder Absatz 2 Satz 1 in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2 ein Produkt auf dem Markt bereitstellt,

entgegen § 14 Absatz 1 in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2 eine Dienstleistung anbietet oder erbringt,

entgegen § 19 Absatz 1 in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3 Absatz 2 ein Produkt mit einer CE-Kennzeichnung nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig versieht oder

entgegen § 19 Absatz 3 in Verbindung mit Artikel 30 Absatz 5 Satz 1 der Verordnung (EG) Nr. 765/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über die Vorschriften für die Akkreditierung und Marktüberwachung im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 339/93 des Rates (ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 30) eine Kennzeichnung, ein Zeichen oder eine Aufschrift auf einem Produkt anbringt.

Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 Nummer 1, 7, 8, 9 und 10 mit einer Geldbuße bis zu hunderttausend Euro und in den übrigen Fällen mit einer Geldbuße bis zu zehntausend Euro geahndet werden.

  • 38 BFSG Übergangsbestimmungen

Unbeschadet von Absatz 2 können Dienstleistungserbringer bis zum 27. Juni 2030 ihre Dienstleistungen weiterhin unter Einsatz von Produkten erbringen, die von ihnen bereits vor dem 28. Juni 2025 zur Erbringung dieser oder ähnlicher Dienstleistungen rechtmäßig eingesetzt wurden. Vor dem 28. Juni 2025 geschlossene Verträge über Dienstleistungen dürfen bis zu dem Ablauf der Zeit, für die sie eingegangen sind, allerdings nicht länger als bis zum 27. Juni 2030 unverändert fortbestehen.

Selbstbedienungsterminals, die von den Dienstleistungserbringern vor dem 28. Juni 2025 zur Erbringung von Dienstleistungen unter Einhaltung der geltenden gesetzlichen Regelungen eingesetzt werden, dürfen bis zum Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer, aber nicht länger als fünfzehn Jahre nach ihrer Ingebrauchnahme, weiter zur Erbringung vergleichbarer Dienstleistungen eingesetzt werden.

Anlage 1 (zu § 28 BFSG) Überwachung von Dienstleistungen

Überwachungsmethode

Die folgende Überwachungsmethode fügt den durch die nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung festgelegten Anforderungen weder neue Anforderungen hinzu noch ersetzt sie diese oder geht ihnen vor.

Die Methode ist unabhängig von bestimmten Prüfungen, Bewertungsinstrumenten für die Barrierefreiheit, Betriebssystemen, Web-Browsern oder spezifischen unterstützenden Technologien.

Damit ist die Überwachungsmethode technologieneutral anzuwenden und dient der Überprüfung der Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit der zu prüfenden Dienstleistungen.

Es werden in der Stichprobe alle Verfahrensschritte mindestens in der Standardreihenfolge eines üblichen Nutzers für die Erbringung der Dienstleistung überprüft.

Medienbrüche durch nicht digitale Schritte sind zu vermeiden.

Es werden mindestens die Interaktion mit Formularen sowie Steuerelementen und Dialogfeldern der Benutzeroberfläche, die Bestätigungen für die Dateneingabe, die Fehlermeldungen und sonstigen Rückmeldungen, die sich aus der Interaktion mit dem Nutzer ergeben, sowie das Verhalten der Webseite oder mobilen Anwendung beim Einsatz unterschiedlicher Software oder Hilfstechnologien bei unterschiedlichen Einstellungen oder Voreinstellungen bewertet.

Gleichfalls werden Elemente wie Dokumente oder notwendige externe Interaktionsschritte, die sich auf Objekte außerhalb der Benutzeroberfläche beziehen überprüft, wenn diese für einen erfolgreichen Abschluss der Interaktion notwendig sind.

Es können gegebenenfalls Prüfungen der Benutzerfreundlichkeit umfasst sein, zum Beispiel die Beobachtung und Analyse, wie Nutzer mit Behinderungen oder mit funktionellen Einschränkungen die Inhalte der Webseite oder mobilen Anwendung beim Einsatz unterschiedlicher Software oder Hilfstechnologien wahrnehmen, verstehen und wie schwierig die Bedienung bestimmter Elemente der Benutzeroberfläche wie Navigationsmenüs oder Formulare für sie ist.

Stichproben

Für die Zwecke dieser Nummer bedeutet „Seite“ eine Webseite oder einen Bildschirm in einer mobilen Anwendung.

Es werden die folgenden Seiten und Dokumente, falls vorhanden, geprüft:

Startseite (Home), Anmeldung (Login), Site-Übersicht (Sitemap), Kontakt, Hilfeseiten und Hilfefunktionen und Seiten mit rechtlichen Informationen;

mindestens eine relevante Seite für jede Art von Dienst, der von der Webseite oder mobilen Anwendung bereitgestellt wird und der nicht bereits durch Doppelbuchstabe aa erfasst wird, und für jeden anderen Hauptzweck, einschließlich der Suchfunktion, der nicht durch Doppelbuchstabe aa erfasst wird;

die Seiten mit der Information oder den Angaben zur Barrierefreiheit nach § 14 Absatz 1 Nummer 2 in Verbindung mit Anlage 3;

beispielhaft ausgewählte Seiten mit einem deutlich anderen Erscheinungsbild oder anderen Arten von Inhalten;

mindestens ein relevantes abrufbares Dokument, falls vorhanden, für jede Art von Dienst, der von der Webseite oder mobilen Anwendung bereitgestellt wird, und für jeden anderen Hauptzweck;

andere von der Marktüberwachungsbehörde als relevant betrachtete Seiten;

nach dem Zufallsprinzip weitere ausgewählte Seiten und Dokumente, falls vorhanden, im Umfang von mindestens 10 Prozent der unter den Doppelbuchstaben aa bis ff festgelegten Stichprobe.

Beinhaltet eine der Seiten in der gemäß Buchstabe b ausgewählten Stichprobe einen Schritt in einem Verfahren, so werden alle Verfahrensschritte gemäß Nummer 1 Buchstabe a geprüft.

Anlage 2 (zu den §§ 6, 9, 18 und 19 BFSG) Konformitätsbewertungsverfahren für Produkte

Bei dem Konformitätsbewertungsverfahren handelt es sich um eine interne Fertigungskontrolle, mit dem der Hersteller die in den Nummern 1, 2 und 3 dieser Anlage genannten Verpflichtungen erfüllt sowie gewährleistet und auf eigene Verantwortung erklärt, dass die betreffenden Produkte den einschlägigen Anforderungen dieses Gesetzes genügen.

Technische Dokumentation

Der Hersteller erstellt die technische Dokumentation.

Anhand der technischen Dokumentation muss es möglich sein, die Übereinstimmung des Produkts mit den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung zu bewerten und, wenn sich der Hersteller auf § 16 oder § 17 gestützt hat, nachzuweisen, dass die Einhaltung dieser Barrierefreiheitsanforderungen eine grundlegende Veränderung oder eine unverhältnismäßige Belastung bedeuten würden.

In der technischen Dokumentation sind nur die geltenden Anforderungen aufzuführen und die Gestaltung, die Herstellung und der Betrieb des Produkts zu erfassen, soweit sie für die Bewertung von Belang sind.

Die technische Dokumentation enthält gegebenenfalls zumindest folgende Elemente:

eine allgemeine Beschreibung des Produkts;

eine Aufstellung, welche harmonisierten Normen und technischen Spezifikationen, deren Fundstellen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht wurden, vollständig oder in Teilen angewandt worden sind, und eine Beschreibung, mit welchen Lösungen den Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung in den Punkten entsprochen wurde, in denen diese harmonisierten Normen oder technischen Spezifikationen nicht angewandt wurden; bei teilweise angewendeten harmonisierten Normen oder technischen Spezifikationen werden die Teile, die angewandt wurden, in der technischen Dokumentation angegeben.

Herstellung

Der Hersteller trifft alle erforderlichen Maßnahmen, damit der Fertigungsprozess und seine Überwachung die Übereinstimmung der Produkte mit der in Nummer 2 dieser Anlage genannten technischen Dokumentation und mit den Barrierefreiheitsanforderungen dieses Gesetzes gewährleisten.

CE-Kennzeichnung und EU-Konformitätserklärung

Der Hersteller bringt an jedem einzelnen Produkt, das den geltenden Anforderungen dieses Gesetzes genügt, die in diesem Gesetz genannte CE-Kennzeichnung an.

Der Hersteller stellt für ein Produktmuster eine schriftliche oder elektronische EU-Konformitätserklärung aus.

Aus der EU-Konformitätserklärung muss hervorgehen, für welches Produkt sie ausgestellt wurde.

Ein Exemplar der EU-Konformitätserklärung wird den zuständigen Behörden auf Verlangen zur Verfügung gestellt.

Bevollmächtigter

Die in Nummer 4 genannten Verpflichtungen des Herstellers können von seinem Bevollmächtigten in seinem Auftrag und unter seiner Verantwortung erfüllt werden, falls sie im Auftrag festgelegt sind.

Anlage 3 (zu den §§ 14 und 28 BFSG) Informationen über Dienstleistungen, die den Barrierefreiheitsanforderungen entsprechen

Der Dienstleistungserbringer gibt zu seiner Dienstleistung im Sinne des § 1 Absatz 3 in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder auf andere deutlich wahrnehmbare Weise an, wie sie die Barrierefreiheitsanforderungen der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung erfüllt.

Die entsprechenden Informationen umfassen eine Beschreibung der geltenden Anforderungen und decken, soweit für die Bewertung von Belang, die Gestaltung und die Durchführung der Dienstleistung ab.

Neben den Anforderungen an die Verbraucherinformation nach Artikel 246 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch enthalten die Informationen, soweit anwendbar, jedenfalls folgende Elemente:

eine allgemeine Beschreibung der Dienstleistung in einem barrierefreien Format;

Beschreibungen und Erläuterungen, die zum Verständnis der Durchführung der Dienstleistung erforderlich sind;

eine Beschreibung, wie die Dienstleistung die einschlägigen in der nach § 3 Absatz 2 zu erlassenden Rechtsverordnung aufgeführten Barrierefreiheitsanforderungen erfüllt;

die Angabe der zuständigen Marktüberwachungsbehörde.

Um den Anforderungen gemäß Nummer 1 dieser Anlage zu entsprechen, kann der Dienstleistungserbringer die harmonisierten Normen und technischen Spezifikationen, deren Fundstellen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht wurden, vollständig oder in Teilen anwenden.

Anlage 4 (zu den §§ 17, 21 und 28 BFSG) Kriterien für die Beurteilung der unverhältnismäßigen Belastung

Kriterien für die Beurteilung und für die Dokumentation der Beurteilung sind:

Verhältnis der Nettokosten, die mit der Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen verbunden sind, zu den Gesamtkosten (Betriebs- und Investitionsausgaben) für die Herstellung, den Vertrieb oder die Einfuhr des Produkts oder die Erbringung der Dienstleistung für die Wirtschaftsakteure; Kriterien für die Beurteilung der mit der Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen verbundenen Nettokosten:

Kriterien in Bezug auf einmalige Organisationskosten, die in die Beurteilung einzubeziehen sind:

Kosten für zusätzliches Personal mit Fachkenntnissen im Bereich Barrierefreiheit;

Kosten im Zusammenhang mit der Ausbildung von Personal und dem Erwerb von Kompetenzen im Bereich Barrierefreiheit;

Kosten für die Entwicklung eines neuen Prozesses zur Einbeziehung der Barrierefreiheit in die Produktentwicklung oder die Erbringung von Dienstleistungen;

Kosten im Zusammenhang mit der Entwicklung von Leitfäden zur Barrierefreiheit;

einmalige Kosten, um sich mit der Rechtslage zur Barrierefreiheit vertraut zu machen;

Kriterien in Bezug auf laufende Kosten für Produktion und Entwicklung, die in die Beurteilung einzubeziehen sind:

Kosten im Zusammenhang mit der Planung und Auslegung von Barrierefreiheitsfunktionen des Produkts oder der Dienstleistung;

Kosten im Zusammenhang der Produktionsprozesse;

Kosten im Zusammenhang mit der Prüfung des Produkts oder der Dienstleistung unter dem Aspekt der Barrierefreiheit;

Kosten im Zusammenhang mit der Erstellung der Dokumentation.

Die geschätzten Kosten und Vorteile für die Wirtschaftsakteure, einschließlich Produktionsprozessen und Investitionen, im Verhältnis zu dem geschätzten Nutzen für Menschen mit Behinderungen, wobei die Anzahl der Nutzungen und die Nutzungshäufigkeit des betreffenden Produkts oder der betreffenden Dienstleistung zu berücksichtigen sind.

Verhältnis der Nettokosten, die mit der Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen verbunden sind, zum Nettoumsatz des Wirtschaftsakteurs.

Kriterien zur Beurteilung der mit der Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen verbundenen Nettokosten:

Kriterien in Bezug auf einmalige Organisationskosten, die in die Beurteilung einzubeziehen sind:

Kosten für zusätzliches Personal mit Fachkenntnissen im Bereich Barrierefreiheit;

Kosten im Zusammenhang mit der Ausbildung von Personal und dem Erwerb von Kompetenzen im Bereich Barrierefreiheit;

Kosten für die Entwicklung eines neuen Prozesses zur Einbeziehung der Barrierefreiheit in die Produktentwicklung oder die Erbringung von Dienstleistungen;

Kosten im Zusammenhang mit der Entwicklung von Leitfäden zur Barrierefreiheit;

einmalige Kosten, um sich mit der Rechtslage zur Barrierefreiheit vertraut zu machen;

Kriterien in Bezug auf laufende Kosten für Produktion und Entwicklung, die in die Beurteilung einzubeziehen sind:

Kosten im Zusammenhang mit der Planung und Auslegung von Barrierefreiheitsfunktionen des Produkts oder der Dienstleistung;

Kosten im Zusammenhang der Produktionsprozesse;

Kosten im Zusammenhang mit der Prüfung des Produkts oder der Dienstleistung unter dem Aspekt der Barrierefreiheit;

Kosten im Zusammenhang mit der Erstellung der Dokumentation.

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Barrierefreiheit Website

FAQ Barrierefreiheit Websites

Fragen und Antworten zur digitale Barrierefreiheit

Web-Barrierefreiheit (Accessibility) bedeutet, dass Websites für alle Menschen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen – uneingeschränkt nutzbar sind. Das umfasst z. B. Alternativtexte für Bilder, klare Überschriften-Strukturen, ausreichende Farbkontraste und die Bedienbarkeit per Tastatur. Barrierefreiheit stellt sicher, dass niemand vom Online-Angebot ausgeschlossen wird und fördert gleichberechtigten Zugang für alle Nutzer. Gleichzeitig stärkt eine barrierefreie Website die Reputation eines Unternehmens und schafft Vertrauen in die Marke.

Eine barrierefreie Website vergrößert die potenzielle Zielgruppe, da auch Menschen mit Behinderungen oder Senioren als Kunden erreicht werden. Zudem verbessern barrierefreie Optimierungen oft die allgemeine Nutzererfahrung (Usability) – zum Beispiel durch bessere Lesbarkeit und Navigation –, was sich positiv auf Suchmaschinen-Rankings und Conversion-Rates auswirkt. Unternehmen profitieren also doppelt: Sie erfüllen gesellschaftliche und rechtliche Anforderungen und erzielen zugleich eine höhere Reichweite, ein besseres SEO-Ranking und ein inklusives Image.

In Deutschland regeln das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) die Web-Barrierefreiheit für öffentliche Stellen (Behörden). Auf EU-Ebene gilt seit 2019 die Richtlinie (EU) 2016/2102 (“Web Accessibility Directive”) für Websites und Apps öffentlicher Stellen. Für den privaten Sektor wurde mit der Richtlinie (EU) 2019/882, dem European Accessibility Act (EAA), eine Pflicht zur Barrierefreiheit bestimmter Produkte und Dienstleistungen eingeführt, die in Deutschland ab Juni 2025 im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt wird. Diese Vorgaben verweisen in der Regel auf technische Standards wie die WCAG-Richtlinien (siehe unten).

Die BITV 2.0 (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) ist eine deutsche Verordnung, die festlegt, welche Anforderungen öffentliche Einrichtungen bei Websites und mobilen Anwendungen einhalten müssen, um als barrierefrei zu gelten. Sie gilt für alle Websites und Apps von Bundesbehörden sowie – entsprechend Landesrecht – für Länder und Kommunen. Die BITV 2.0 setzt die EU-Webseitenrichtlinie um und basiert im Kern auf den WCAG 2.1 Richtlinien (Konformitätsstufe AA), geht aber in einigen Punkten sogar darüber hinaus. Private Unternehmen sind von der BITV direkt nicht betroffen, sollten Barrierefreiheit aber freiwillig umsetzen oder unterliegen ggf. dem BFSG (ab 2025) bei bestimmten Angeboten.

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind internationale Richtlinien für barrierefreie Webinhalte, herausgegeben vom W3C. Sie gelten weltweit als der Standard für barrierefreies Webdesign. Die WCAG 2.1 basieren auf vier Prinzipien (Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit, Robustheit) und enthalten insgesamt 12 Richtlinien mit 74 konkreten Erfolgskriterien. Diese Erfolgskriterien sind in drei Konformitätsstufen eingeteilt: A, AA und AAA (A = grundlegende Anforderungen, AA = umfangreiche Anforderungen, AAA = höchste Stufe). In der Praxis und gesetzlichen Vorgaben (BITV, EU-Richtlinien) wird meist WCAG 2.1 Level AA als Standard gefordert, um eine Website als barrierefrei zu deklarieren.

Die Richtlinie (EU) 2016/2102, oft „EU-Webseitenrichtlinie“ genannt, verpflichtet alle EU-Mitgliedstaaten, die Websites und mobilen Apps öffentlicher Stellen barrierefrei zu gestalten. Sie stellt sicher, dass z. B. Behörden-Websites nach einheitlichen Kriterien zugänglich sind. Die Richtlinie basiert auf WCAG 2.1 (Level AA) und fordert u. a., dass öffentliche Websites eine Erklärung zur Barrierefreiheit veröffentlichen und regelmäßige Überwachungen stattfinden. In Deutschland wurde diese Richtlinie durch das BGG und die BITV 2.0 auf Bundesebene (und entsprechende Landesverordnungen auf Länderebene) umgesetzt. Für Unternehmen ist diese spezielle Richtlinie direkt nicht bindend, betrifft jedoch z. B. kommunale Unternehmen oder öffentlich-rechtliche Institutionen.

Der European Accessibility Act (EAA) ist die EU-Richtlinie 2019/882, die Barrierefreiheitsanforderungen auf weite Teile der Privatwirtschaft ausdehnt. Er verpflichtet Unternehmen, bestimmte Produkte und Dienstleistungen, die der Öffentlichkeit angeboten werden, barrierefrei zu gestalten. Dazu zählen ab 28. Juni 2025 z. B. E-Commerce-Webseiten (Online-Shops, Buchungsportale), Bankdienstleistungen (Online-Banking, Geldautomaten), E-Books, Personenverkehrsplattformen (Bahn/Flug-Buchungsseiten) und mehr. In Deutschland wird der EAA durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt, das für Unternehmen ab 10 Mitarbeitern und 2 Mio. € Umsatz gilt. Kleinstunternehmen sind ausgenommen. Für betroffene Firmen bedeutet dies ab 2025 eine gesetzliche Pflicht, ihre entsprechenden Websites und Apps gemäß den harmonisierten Standards (EN 301 549/WCAG 2.1 AA) barrierefrei zu machen.

Häufige Barrieren auf Webseiten sind z. B.:

  • Fehlende Alternativtexte bei Bildern: Ohne Alt-Text „sehen“ Screenreader-Nutzer nicht, was ein Bild darstellt (z. B. Produktfotos im Online-Shop)
  • Unzureichende Farbkontraste: Texte in zu blasser Farbe vor hellem Hintergrund sind für Menschen mit Sehschwäche schwer lesbar. WCAG fordert mindestens Kontrast 4,5:1 für normalen Text– viele Designs verfehlen dies aus ästhetischen Gründen.
  • Keine Tastatur-Bedienbarkeit: Wenn Menü, Formulare oder Links nicht per Tab-Taste erreicht werden können oder der Fokus auf der Seite nicht sichtbar ist, sind Nutzer, die keine Maus verwenden können, ausgeschlossen.
  • Fehlende Formularkennzeichnungen: Formulare ohne <label>-Beschriftungen oder nur mit Platzhaltern verwirren Screenreader-Nutzer – sie erfahren nicht, was in ein Eingabefeld gehört
  • Keine Untertitel oder Transkripte für Medien: Videos ohne Untertitel schließen gehörlose Menschen aus; Audioinhalte ohne Textalternative sind nicht für alle zugänglich

Dies sind nur einige Beispiele. Solche Barrieren entstehen oft durch mangelndes Bewusstsein oder veraltete Designentscheidungen, lassen sich aber mit gezielten Anpassungen beheben. Wichtig ist, potenzielle Hindernisse frühzeitig zu erkennen und zu entfernen, damit alle Nutzer ohne Einschränkung auf die Inhalte zugreifen können.

Das Kontrastverhältnis beschreibt den Helligkeitsunterschied zwischen Vordergrund (z. B. Text) und Hintergrundfarbe. Ein hoher Kontrast ist wichtig, damit Texte und Bedienelemente für alle gut erkennbar sind – insbesondere für Menschen mit Sehbehinderung oder bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Die WCAG 2.1 gibt klare Mindestwerte vor: Für normalen Fließtext ist ein Verhältnis von mindestens 4,5:1 erforderlich, für größere bzw. fette Schrift mindestens 3:1 (Stufe AA-Konformität) Für noch bessere Zugänglichkeit (AAA) werden 7:1 bzw. 4,5:1 empfohlen. Praktisch bedeutet das z. B., dass hellgraue Schrift auf weißem Grund vermieden werden sollte. Unternehmen sollten ihre Farbpalette daraufhin prüfen und ggf. anpassen oder alternative Darstellungsmodi (z. B. High-Contrast-Themes) anbieten, um die Lesbarkeit sicherzustellen.

Kernstück barrierefreier Bilder ist der Alternativtext (Alt-Text). Dieser unsichtbar im HTML hinterlegte Text beschreibt den Informationsgehalt oder Zweck eines Bildes, sodass blinde oder sehbehinderte Nutzer ihn per Screenreader erfahren können. Jeder relevante Image-Tag (<img>) sollte ein aussagekräftiges alt-Attribut haben, das in knappen Worten vermittelt, was auf dem Bild zu sehen ist oder welche Funktion es erfüllt. Beispielsweise könnte bei einem Produktbild der Alt-Text die Produktbezeichnung und wesentliche Merkmale nennen. Dekorative Bilder, die keine inhaltliche Information tragen, erhalten ein leeres alt=““, damit der Screenreader sie ignoriert. Darüber hinaus sollten komplexe Grafiken (wie Infografiken oder Charts) ausführlicher beschrieben werden – entweder direkt im Kontext, auf einer separaten Seite oder per longdesc. Barrierefreie Bilder helfen nicht nur Nutzerinnen und Nutzern mit Seheinschränkungen, sondern verbessern auch die Suchmaschinenoptimierung (Alt-Texte werden von Google indexiert).

Barrierefreie Formulare stellen sicher, dass alle Nutzer Eingabefelder verstehen und ausfüllen können. Wichtige Maßnahmen sind: Jedem Formularfeld ein sichtbares Label zuordnen, das idealerweise über das <label>-Element mit dem jeweiligen <input> verbunden ist. So liest ein Screenreader bei Fokus z. B. „E-Mail, Editierfeld“ statt nur „Editierfeld“ vor und der Zweck ist klar. Platzhaltertexte allein genügen nicht als Beschriftung. Weiterhin sollten Pflichtfelder und Fehlermeldungen deutlich gekennzeichnet sein – etwa durch zusätzliche Texte oder Symbole statt nur rote Umrandungen, damit auch Farbbline die Hinweise wahrnehmen. Fehlermeldungen müssen für Screenreader erkennbar sein (z.B. via aria-live). Eine logische Tab-Reihenfolge durch die Formularfelder ist essenziell, ebenso wie sichtbare Fokusrahmen, damit Tastatur-Nutzer jederzeit wissen, wo sie sich befinden. Abschließend empfiehlt sich eine eindeutige Bestätigung (z. B. Meldung „Formular erfolgreich gesendet“), die auch von assistiven Technologien ausgegeben wird. Solche Maßnahmen erhöhen die Usability für alle und reduzieren Abbrüche bei Formularen.

Eine Website ist tastaturbedienbar, wenn alle interaktiven Elemente (Links, Buttons, Formulare, Menüs etc.) allein mit der Tastatur erreicht und genutzt werden können. Wichtig ist dabei die Tabulator-Reihenfolge: Mit der Tab-Taste müssen Nutzer Schritt für Schritt logisch durch die Seite navigieren können. Sprünge oder das Steckenbleiben an bestimmten Elementen sind zu vermeiden. Jeder fokussierbare Inhalt sollte einen sichtbaren Fokusindikator haben (z. B. einen farbigen Rahmen oder Unterstreichung), damit man sieht, welches Element aktuell aktiv ist – das CSS-Pseudoklasse :focus bzw. :focus-visible sollte dafür gestaltet werden. Entwickler sollten niemals den Outline-/Fokusstil ersatzlos entfernen, sondern wenn nötig durch ein eigenes deutlich sichtbares Design ersetzen. Elemente wie Dropdown-Menüs oder modale Dialoge müssen ebenfalls per Tastatur steuerbar sein (meist mit Arrow- und Esc-Tasten zusätzlich zu Tab). Ein guter Test ist der No-Mouse-Test: Die Webseite vollständig nur mit Tab, Enter, Space und Esc bedienen. Gelingt dies ohne Barrieren, ist die Tastaturbedienbarkeit gewährleistet – falls nicht, müssen entsprechende Anpassungen (z. B. tabindex setzen, Fokus-Management in Scripts, etc.) vorgenommen werden. Eine gute Tastaturnavigation kommt übrigens auch Power-Usern zugute und ist Voraussetzung für die Nutzung per Sprachsteuerung.

Ein Screenreader ist ein Bildschirmleseprogramm, das visuelle Inhalte einer Website in gesprochenen Text oder Braille-Schrift ausgibt. Blinde und stark sehbehinderte Menschen nutzen Screenreader auf Computer, Smartphone oder Tablet, um sich Websites und Apps vorlesen zu lassen. Beispiele sind JAWS und NVDA (für Windows), VoiceOver (für macOS/iOS) oder TalkBack (für Android). Um Screenreader-Nutzer zu unterstützen, sollte eine Website semantisch korrektes HTML verwenden – also Überschriften (<h1>-<h6>), Listen, Tabellen etc. nach ihrer Bedeutung markieren. So kann der Screenreader die Seite strukturieren und navigierbar machen. Wichtig sind auch ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) dort, wo native HTML-Elemente nicht ausreichen – etwa aria-label für beschreibende Texte oder role=“navigation“ für einen Div-Container, der als Navigation dient. Zudem müssen interaktive Elemente wie Links und Buttons aussagekräftige Beschriftungen haben (statt „Hier klicken“ besser „Zum Warenkorb hinzufügen“) und Zustände – z. B. aufgeklappte Menüs – programmatisch erkennbar sein. Testen sollte man mit einem Screenreader selbst, um sicherzugehen, dass die vorgelesene Reihenfolge und Formulierungen sinnvoll sind. Durch solche Maßnahmen können Screenreader-Nutzer gleichberechtigt auf die Inhalte zugreifen.

ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) sind Erweiterungen für HTML, die entwickelt wurden, um die Barrierefreiheit – insbesondere von dynamischen, interaktiven Webanwendungen – zu verbessern. Mit ARIA lassen sich zusätzlichen semantische Informationen im Code bereitstellen, die von assistiven Technologien (Screenreader & Co.) erkannt und ausgelesen werden Beispiele: aria-label fügt einem Element einen unsichtbaren Beschriftungstext hinzu (z. B. ein Icon-Button ohne Text bekommt aria-label=“Suche öffnen“), aria-expanded=“false/true“ gibt den Zustand eines ausklappbaren Bereichs an, oder role=“navigation“ definiert einen Bereich als Navigationsmenü. Wichtig: ARIA ersetzt nicht korrektes HTML, sondern ergänzt es nur, wenn native Elemente nicht ausreichen. Best Practice ist: Erst semantisches HTML nutzen (viele Accessibility-Probleme lösen sich damit schon), und ARIA nur dort einsetzen, wo die Standard-HTML-Tags keine entsprechende Bedeutung liefern. Zudem sollten ARIA-Rollen und -Attribute valide sein und korrekt aktualisiert werden (z. B. aria-current=“page“ für die aktive Seite). Bei falscher oder übermäßiger Verwendung kann ARIA auch schaden. Richtig eingesetzt helfen ARIA-Attribute jedoch, komplexe Widgets (wie Tabs, Modale, Slider) für Screenreader verständlich zu machen und Lücken in der Barrierefreiheit zu schließen.

Multimediale Inhalte müssen so aufbereitet sein, dass sowohl gehörlose als auch blinde Nutzer sie verstehen können. Videos sollten zumindest Untertitel für hörbare Dialoge/Geräusche haben und idealerweise eine Audiodeskription (Bildbeschreibung als Tonspur oder alternativ ein Transkript), die visuelle Informationen vermittelt. Untertitel helfen nicht nur Gehörlosen, sondern z. B. auch allen Nutzern in geräuschvoller Umgebung. Für Live-Videos bieten sich Live-Untertitel oder Gebärdensprachdolmetsch-Einblendungen an. Audio-Inhalte (wie Podcasts) sollten ein Transkript in Textform bereitstellen, damit Nutzer mit Hörbehinderung den Inhalt lesen können. Technisch sollten Medienplayer bedienbar und beschriftet sein: Ein barrierefreier Videoplayer unterstützt Tastaturbedienung (Play/Pause per Leertaste, Lautstärke per Pfeiltasten etc.), hat zugängliche Steuerelemente (<button> mit Aria-Labels) und verhindert via aria-hidden, dass unwichtige Bedienelemente doppelt von Screenreadern angesagt werden. Autoplay von Videos/Audio sollte vermieden oder zumindest abschaltbar sein. Zusammengefasst: Untertitel, Transkripte und steuerbare Player sind der Schlüssel zur Barrierefreiheit von Multimedia. So können z. B. auch taube, schwerhörige oder blinde Menschen Videos und Audioinhalte wahrnehmen.

Barrierefreies Webdesign bedeutet nicht, dass eine Website „einfach“ oder langweilig aussehen muss – es geht darum, Usability und Ästhetik für alle zu vereinen. Zentrale Design-Prinzipien sind: eine klare, konsistente Struktur der Seiten und Navigation, ausreichend Weißraum und Strukturierung, damit Inhalte leicht erfassbar sind, sowie gut lesbare Schriften. Texte sollten genügend groß sein (mindestens ~16px als Basis) und sich bei Bedarf vom Nutzer skalieren lassen. Farben müssen mit Bedacht gewählt werden: neben ausreichend hohem Kontrast (siehe oben) sollte man Farben nie als einziges Unterscheidungsmerkmal nutzen (z. B. zusätzlich Symbole oder Muster verwenden, da ca. 8% der Männer rot-grün-blind sind). Fokus- und Hover-Effekte für Links/Buttons sollten sichtbar gestaltet werden (z. B. ein gut erkennbarer farbiger Rahmen, der den WCAG-Kontrastkriterien entspricht). Zudem empfiehlt sich eine eingängige visuelle Hierarchie: Wichtige Elemente (Call-to-Action Buttons, Hauptüberschriften) sollen deutlich hervorgehoben sein. Icons sollten nach Möglichkeit mit erklärendem Text versehen sein (oder zumindest einen ARIA-Label haben), falls ihre Bedeutung nicht absolut eindeutig ist. Ein weiteres Prinzip ist die Fehlertoleranz: Interfaces so gestalten, dass Fehlbedienungen vermieden werden – z. B. große klickbare Flächen für Buttons (mind. 44×44px laut WCAG) und gut erkennbare Meldungen bei Fehlern im Formular (mit Text und Symbol). Schließlich trägt einfache, klare Sprache zur Verständlichkeit bei, ggf. ergänzt durch Inhalte in Leichter Sprache für komplexe Angebote. All diese Maßnahmen sorgen dafür, dass die Website für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten intuitiv bedienbar ist. Ein positiver Nebeneffekt: Ein solcher durchdachter, zugänglicher Aufbau steigert meist die allgemeine Benutzerfreundlichkeit und Zufriedenheit aller User.

Der Prüfprozess sollte mehrstufig sein. Als erstes bieten sich automatisierte Testing-Tools an, die gängige Probleme aufspüren. Zum Beispiel: die Browser-Extension WAVE markiert sofort Accessibility-Probleme auf einer Seite, axe (als DevTools-Plugin) liefert detaillierte Analysen für Entwickler, und Google Lighthouse (im Chrome-Browser integriert) gibt einen Barrierefreiheits-Score aus. Diese Tools finden technische Fehler wie fehlende Alt-Texte, falsche Rollen oder Kontrastmängel automatisch. Allerdings erkennen sie nicht alles – deshalb als nächstes unbedingt manuell testen: Zunächst die Seite nur mit der Tastatur bedienen (Tab, Enter, etc.), um Navigationsprobleme aufzudecken. Dann einen Screenreader-Test durchführen (z. B. mit NVDA am PC oder VoiceOver am Mac) – dabei prüfen, ob die Inhalte in logischer Reihenfolge und verständlich vorgelesen werden, ob alle interaktiven Elemente erreichbar und korrekt benannt sind. Auch auf verschiedene Bildschirmgrößen (Responsive Design) testen sowie mit unterschiedlichen Browsern und Betriebssystemen. Zusätzlich kann ein Test mit echten Nutzern mit Behinderungen wertvolle Erkenntnisse bringen (z. B. über Testnutzer-Panels oder in Kooperation mit Behindertenverbänden). Öffentliche Stellen sind zudem verpflichtet, einen offiziellen BITV/WCAG-Test durchführen zu lassen. Abschließend sollte eine Erklärung zur Barrierefreiheit erstellt werden (für öffentliche Websites Pflicht), die die Testergebnisse und verbleibende Barrieren transparent macht. Durch diese Kombination aus automatischen Tests, Experten-Review und Nutzerfeedback erreicht man die verlässlichste Prüfung der Barrierefreiheit.

Ja, das ist möglich – und oft auch nötig, wenn eine Website ursprünglich ohne Rücksicht auf Barrierefreiheit entwickelt wurde. Viele Verbesserungen lassen sich schrittweise und ohne vollständigen Relaunch umsetzen. Der Prozess beginnt mit einem Audit (siehe Frage 17), um die aktuellen Barrieren zu identifizieren. Anschließend kann man priorisieren: Kritische Probleme (z. B. fehlende Alt-Texte, keine Tastaturbedienbarkeit) sollten zuerst behoben werden. Häufig lassen sich durch Änderungen im Frontend (HTML/CSS) schon große Effekte erzielen, z. B. Einfügen von Labels in Formulare, Anpassung von Farbcodes für Kontrast, Hinzufügen von ARIA-Markup an interaktive Komponenten, Bereitstellung von Untertiteln zu Videos usw. Wichtig ist, dass man bei Nachbesserungen die bestehenden Strukturen möglichst nutzt, um keine neuen Fehler einzuführen. Moderne CMS und Web-Frameworks bieten oft Plugins oder Einstellungen zur Unterstützung der Barrierefreiheit – diese kann man nachträglich aktivieren oder ergänzen. In einigen Fällen (etwa bei sehr veralteten oder Flash-/PDF-basierten Sites) mag ein Neuaufbau kosteneffizienter sein, aber in der Regel kann man eine Website Schritt für Schritt barriereärmer gestalten, ohne das Rad neu zu erfinden. Unternehmen sollten hierbei idealerweise Experten oder geschulte Entwickler hinzuziehen und die Anpassungen regelmäßig testen. Fazit: Bestehende Webseiten lassen sich nachrüsten, und viele Optimierungen können im laufenden Betrieb vorgenommen werden, sodass nicht alles auf einmal passieren muss.

Der Aufwand hängt stark vom Ausgangszustand der Website und ihrem Umfang ab. Bei neuen Projekten lässt sich Barrierefreiheit kostengünstig von Anfang an mit einplanen; bei bestehenden Seiten können Nachbesserungen je nach Anzahl der Barrieren mehr Ressourcen erfordern. Konkrete Kosten variieren: Ein professionelles Accessibility-Audit kann beispielsweise zwischen 500 und 5.000 Euro liegen – je nach Komplexität der Website. Viele grundlegende Probleme (wie fehlende Alt-Texte oder falsche Überschriften) kann man jedoch selbst mit kostenlosen Tools finden und relativ schnell beheben. Größere Posten entstehen, wenn umfangreiche Neuprogrammierung nötig ist (z. B. Umbau der Navigation oder Ersatz eines ungeeigneten Captcha-Systems). Auch die Einbindung von Untertitel-Spuren für Videos oder die Übersetzung von Inhalten in Leichte Sprache verursacht zusätzliche Aufwände. Insgesamt gilt: Prävention ist günstiger als Nachrüstung – wer früh barrierefrei entwickelt, spart langfristig Kosten. Für bestehende Webseiten lohnt sich eine Kosten-Nutzen-Abwägung: Oft amortisieren sich Investitionen in Barrierefreiheit durch die erweitere Reichweite, verbesserte SEO und geringere rechtliche Risiken. Tipp: Als Einstieg kann man „Quick Wins“ umsetzen (siehe Frage 16 und 17) und sukzessive weitere Optimierungen budgetieren. Zudem gibt es Förderprogramme und Beratungsangebote, die Unternehmen bei der barrierefreien Gestaltung finanziell und fachlich unterstützen.

Die Folgen hängen davon ab, ob für die Seite eine gesetzliche Pflicht zur Barrierefreiheit besteht. Rechtlich: Öffentlich-rechtliche Websites, die gegen BITV/EU-Richtlinien verstoßen, können von Aufsichtsstellen beanstandet und von Nutzern via Beschwerdeverfahren gemeldet werden. Für private Unternehmen, die unter das BFSG (ab 2025) fallen, sind Sanktionen klar definiert: Werden z. B. B2C-Onlineangebote nicht barrierefrei gestaltet, gilt dies als Ordnungswidrigkeit und es drohen Bußgelder bis zu 100.000 € durch die Marktüberwachungsbehörden. Außerdem besteht die Gefahr wettbewerbsrechtlicher Abmahnungen durch Mitbewerber oder Verbände, da ein nicht-barrierefreies Angebot als unlauterer Vorteil gewertet werden kann. Unabhängig von gesetzlichen Pflichten schadet mangelnde Barrierefreiheit auch dem Image – ein Unternehmen vermittelt dadurch den Eindruck, gewisse Kundengruppen auszuschließen, was in Zeiten von Diversity- und CSR-Bewusstsein negativ aufgefasst wird. Zudem verliert man potenzielle Kunden: Menschen mit Behinderungen (und zunehmend ältere Nutzer) wenden sich von einer schwer bedienbaren Website ab, was Umsatz kosten kann. Nicht zuletzt können barrierefreie Konkurrenten im SEO-Ranking vorbeiziehen, da Suchmaschinen usability-freundliche Seiten bevorzugen. Kurz: Wer Barrierefreiheit ignoriert, riskiert rechtliche Probleme, Ausschluss von Kunden und Reputationseinbußen. Es lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht, Barrieren gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. zügig zu beseitigen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema barrierefreie Websites

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